Die Art und Weise mit der Menschen mit Computern interagieren wird seit ihrer Erfindung in den 1960er Jahren durch Doug Engelbert von der Maus dominiert. Bewegungen auf einer planen Ebene werden mit Hilfe der Maus in Bewegungen auf dem Monitor umgewandelt. Jeder Nutzer von Computern ist mit diesem Gerät in Kontakt gekommen und hat sich über jahrelange Nutzung an die Bedienung einer Maus gewöhnt. Jedoch, auch wenn sie die Mäuse durch höhere Abtastraten und mehr Knöpfe weiterentwickelt haben, bleibt sie ein Eingabegerät für zwei Dimensionen.
Für die kommende VR-Technologie und die immersiven 3D-Welten, die die virtuelle Realität mit sich bringt, werden herkömmliche Geräte zur Bedienung nicht mehr ausreichen. Der Erfolg von VR wird auch davon abhängig sein, wie gut und intuitiv die Eingabegeräte für diese Technik sein werden, denn es gilt dabei die Maus zu ersetzen, einen Konkurrenten der seit einem halben Jahrhundert etabliert ist. Eine Problemstellung die zwar nicht neu ist, aber bisher beispielsweise mit 3D-Mäusen nur sehr unzufrieden stellend gelöst werden konnte.
Anh Nguyen und Amy Banic, zwei Forscher der Universität von Wyoming haben einen Idee um diese Mammutaufgabe zu lösen, und diese ist alt. Ein Fingerhut soll die Maus ersetzen, jedoch kein gewöhnlicher Fingerhut, dieser ist in der Lage seine Position im dreidimensionalen Raum exakt zu bestimmen und definierte Gesten erlauben dem Nutzer mit Objekten in einer dreidimensionalen Welt zu interagieren.
Populäre Lösungen für ein 3D-Eingabegerät gibt es derzeit beispielsweise auf dem Konsolenmarkt, in Form von Xbox Kinect, der Nintendo Wii oder dem Playstation Move. Allen gemeinsam ist jedoch die mangelnde Kompatibilität zu anderen Systemen, während eine Maus problemlos zwischen Mac und PC, sowie den oben genannten Plattformen ausgewechselt werden kann, sind diese aktuellen 3D-Eingabegeräte an eine Plattform gebunden.
Die Forscher Nguyen und Banic achten bei der Entwicklung ihres Gerätes auf eine möglichst große Kompatibilität, daher soll ihr Fingerhut nach Möglichkeit auf allen Geräten funktionieren, die eine grafische Benutzeroberfläche haben. Darüber hinaus soll das Gerät einfach in der Benutzung und so klein wie möglich gemacht werden.
Genannt wird ihr Gerät 3DTouch und ist ausgestattet mit Beschleunigungssensor, Magnetometer und Gyroskop. Diese Messeinrichtungen arbeiten zunächst unabhängig voneinander, ihre Daten werden jedoch in Sekundenbruchteilen miteinander abgeglichen, um so ein möglichst akkurates Ergebnis der Lage im Raum zu bekommen. Als Bonus gibt es einen sogenannten optischen Flusssensor, der die Bewegungen des 3DTouch über einer planen Ebene misst – genau wie bei einer ordinären Maus. Die Genauigkeit des 3DTouch geben die Entwickler derzeit mit einer Abweichung von einem guten Millimeter oder 2,3 Grad an, wobei Weiterentwicklung der Hard und Software diesen Wert noch verbessern werden. Das Maß an Genauigkeit wird letztlich eine Preisfrage sein.
Neben der Fähigkeit seine Lage im Raum zu bestimmen, punktet das 3DTouch durch die Nutzung von Gesten. Mit nur einem Gerät an einem Finger sind mausübliche Klicks sowie Druck und Zugbewegungen möglich. Nutzt man jedoch das 3DTouch an mehreren Fingerkuppen, werden solche Multitouch-Gesten wie wir sie mittlerweile von Smartphones und Tabletts gewohnt sind möglich, und das im Raum, nicht nur auf einer planen Fläche.
Derzeit muss das 3DTouch noch per Kabel mit einem Laptop verbunden werden, eine klobige Konstellation, die nach Aussagen der Entwickler künftig durch ein kabelloses Design ersetzt wird. Für die Verwendung mehrerer 3DTouch-Geräte, scheint eine Variante in der Art eines Handschuhs, eine plausible Möglichkeit.
Nguyen und Banic arbeiten weiter mit Hochdruck an der Fertigstellung des 3DTouch, ein Releasetermin ist leider noch nicht in Sicht, preislich wird sich das 3DTouch an hochwertigen Computermäusen orientieren und messen müssen.
Das 3DTouch ist ein faszinierendes Gerät, welches genau zur rechten Zeit am rechten Ort erscheinen könnte. Virtuelle Realität ist auf dem Weg eine große Sache zu werden, der Erfolg des optischen Wiedergabemediums ist zwangsläufig an die Qualität des Eingabegerätes gebunden. Es wird schwierig werden einer etablierten Größe wie der Maus den Rang abzulaufen, denn jahrelange Übung der Nutzer mit der Maus haben sie zu einer Selbstverständlichkeit werden lassen. Es ist jedoch nicht so, dass neue Technologie keine Chance hat, denn für Laptops stellen hochwertige Touchpads, wie sie beispielsweise Apple verbaut, eine sehr gute und intuitive Alternative dar.
Denkt man an futuristische Eingabegeräte fällt den meisten sofort eine Sequenz aus Minority Report oder einem der Iron Man-Filme ein. Das 3DTouch könnte genau das werden, was man in diesem Filmen staunend betrachtet. Der Erfolg dieser neuen Technik hängt maßgeblich davon ab, wie einfach sie zu verwenden ist und zu welchem Preis sie verfügbar ist, gerade die Multitouch-Gesten könnten das 3DTouch zum idealen Eingabegerät für virtuelle Welten machen. Der Bedarf für ein solches Gerät wird definitiv vorhanden sein.