Während die Möglichkeiten von VR für Videospiele bereits seit einigen Jahren in alle möglichen Richtungen weiterentwickelt und vor allem auch erforscht werden, gibt es bisher nur wenige Beispiele von Journalismus in Virtual Reality. Vorreiter in dieser Disziplin ist hier ohne jeden Zweifel jedoch die New York Times mit ihrem VR-Angebot, sowie der Discovery-Channel, welcher viele verschiedene Dokumentationen bereits als 360 Grad-Videos im Oculus-Store anbietet.
Im deutschsprachigen Raum dagegen hat vor allem die Süddeutsche Zeitung mit ihren VR-Dokumentationen ein Alleinstellungsmerkmal. Hier werden nicht nur einfache 360-Grad-Aufnahmen gezeigt, sondern auch Grafiken und miteinander verwobene Videoschnipsel genutzt, um die große Stärke von Journalismus in der virtuellen Realität auszuspielen: das Storytelling.
Denn neben Videospielen und Filmen kann Virtual Reality auch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für den Journalismus leisten. Zumindest solange dieser genau weiß wie und welche Geschichten er in VR erzählen möchte. Vor allem in einer immer schneller werdenden Welt, in der sekündlich Nachrichten auf die Konsumenten einprasseln, ist es umso wichtiger, gerade für Journalistinnen und Journalisten eine beständige und vertrauenswürdige Komponente zu sein. Fakten und Interpretationsmöglichkeiten in einem postfaktischen Zeitalter aufzubereiten und zuweilen auch zu emotionalisieren, wenn dies denn angebracht ist.
Entschleunigung durch Slow Media im Journalismus
VR bietet die Möglichkeit all dies zu tun und aus der immer schneller werdenden Spirale von News, Breaking-News und Pop-Up Nachrichten auszubrechen um mit Slow Media eine neue Form des Qualitätsjournalismus zu begründen. Slow Media ist der Gegenentwurf zur beschleunigenden Welt, ein Versuch mit mehr Achtsamkeit an Nachrichten heran zu gehen und die Geschichten hinter diesen zu erzählen.
Die Aufgabe des Journalisten in der virtuellen Realität ist es nicht mehr den Rezipienten zu belehren, sondern ihm vielmehr die Möglichkeit zu geben, etwas zu erleben. Einen neuen Blickwinkel einzunehmen und ihm genügend Informationen an die Hand zu geben, damit er diesen verstehen oder auch hinterfragen kann. Die Möglichkeit von Virtual Reality seine Nutzer in eine vollkommen andere Welt abtauchen zu lassen unterstützen hierbei den Journalisten und dessen Geschichte.
Dabei bietet VR zwar nicht die einzige, aber eine sich anbietende Möglichkeit Slow Media im Journalismus umzusetzen. Zwar ist dieses neue Medium nicht für jede Geschichte geeignet, in seiner Darstellungsform aber einzigartig genug um Menschen wieder zu begeistern. Ihnen neues Wissen, ja vielleicht sogar eine neue Perspektive zu vermitteln.
Im Rahmen meines Sozial- und Kultuwissenschaftlichen Begleitstudiums “Slow Media” entstand auch ein kurzer Vortrag über “Die Rolle von Virtual Reality in Slow Media”, welche ich für interessiere Lesern auch noch beigefügt habe.