tron: legacy
Tower Tag auf Steam

Tron war 1982 ein Meilenstein, dessen Bedeutung erst im Laufe der Jahre wirklich ersichtlich wurde. 2010, 28 Jahre später kommt mit Tron: Legacy die langerwartete Fortsetzung des Kultfilms in die Kinos und versucht mit viel Tamtam in die Fußstapfen des Vorgängers zu treten.
Am Ende der Handlung von Tron, übernimmt Kevin Flynn(Jeff Bridges) das Softwareunternehmen ENCOM und entwickelt es zum Marktführer, er arbeitet an einer neuer Version des Rasters, der virtuellen Welt aus dem dem ersten Teil. Nach dem Tod seiner Frau vernachlässigt er seinen Sohn und vergräbt sich mehr und mehr in der Welt des Rasters, die er mithilfe des Programmes Tron, dem Rasteravatar seines Kollegen Allan Bradley und dem von ihm geschaffenen intelligenten Programm Clu zu einem idealen Utopia machen will. Als Kevin Flynn im Jahre 1989 spurlos verschwindet hinterlässt er ein Unternehmen welches im Chaos versinkt, Bradley entmachtet und sich von den philanthropischen Freeware-Wurzeln entfernt. Auf der Suche nach seinem seit 20 Jahren verschwundenen Vater begibt sich Sam an dessen alten Rückzugsort, wo Sam in die Welt des Rasters transportiert wird. Dort angekommen sieht er sich einer Welt fernab der Utopie seines Vaters gegenüber und beginnt nach einem Weg zurück in die Realität zu suchen.

Tron: Legacy  viel für das Auge

Das erste Film war damals ein Technologieträger, der Nachfolger Tron: Legacy versucht an dieses Erbe anzuknüpfen und ist über weite Teile ein optisch durchaus gelungener Augenschmaus. In der Produktion fand die Folgegeneration der 3D- Technik Verwendung, die für Avatar verwendet wurde. Die 3d-Effekte sind daher auch wirklich ansehnlich, Objekte wirken zu großen Teilen tatsächlich plastisch und nicht lediglich wie hintereinander im Raum angeordnete zweidimensionale Bilder. Die Freude an der Nutzung derlei  Effekte den Machern von Tron: Legacy ziemlich deutlich an,  so wird dem Zuschauer beizeiten etwas schwindelig und der Film macht so desöfteren den Eindruck Effekt vor Nutzen zu stellen.Eine weitere Herausforderung für das Specialeffectteam war es, den in Würde ergrauten Jeff Bridges für den Charakter des Clu ein wesentlich jüngeres Aussehen zu verleihen. Erreicht wurde dieses durch ein ähnliches Verfahren wie im Film Der seltsame Fall des Benjamin Button. Der Darsteller muss hierfür einen mit mehreren Kameras ausgestatteten Helm tragen, die Kameras filmen das Gesicht des Darstellers aus unterschiedlichen Winkeln und liefern so die Basis für das Computermodell der verjüngten Version von Jeff Bridges.
Ein unverjüngter Bridges taucht, nicht ganz unerwartet, in der zweiten Hälfte des Films auf. Er spielt einen in die Jahre gekommenen Kevin Flynn, der vielleicht als jesusähnlicher Erlöserchrakter geplant war, jedoch eher wie eine Mischung aus dem Dude und Obi-Wan Kenobi wirkt, eine Mischung die  Dank Jeff Bridges erstaunlich gut funktoniert. Auch wenn Bridges in Tron: Legacy sicherlich nicht seine größte darstellerische Leistung abliefert, ist es seine Rolle die dem Film etwas Struktur und endlich eine sympathische Hauptfigur gibt. Garret Hedlund, der den Filmsohn von Bridges spielt gelingt dies nämlich nicht. Der Charakter des Sam Flynn wird mit schablonenartigen Klischees des testosteronstrotzenden Draufgängers eingeführt, die nicht nicht mal albern wirken, sondern schlicht nerven. In seiner ersten Szene liefert sich Sam gleich ein Motorradrennen mit der Polizei und selbstverständlich kann er diese austricksen. Im weiteren Verlauf dieser Sequenz darf die wenig sympathische Variante eines Bruce Wayne in das Softwareunternehmen ENCOM einbrechen, im Vorbeilaufen dessen Computersysteme hacken und zur Flucht einen der wohl albernsten Basejumps der Filmgeschichte ausführen. Sams großartige Fähigkeiten als Hacker werden deutlich als er sich in das alte System seines Vaters hacken will, die entscheidende Befehlszeile lautet hier “BACKDOOR”…..

Der Fluch des Drehbuchs

Den Wettkampf um die Krone des innovativsten Skripts der Welt hat Tron: Legacy spätestens zu diesem Zeitpunkt aufgegeben. Das Drehbuch rührt lediglich althergebrachte Versatzstücke klassischen Kinos zusammen, ohne je zu einem stimmigen Ganzen zu kommen und besteht am Ende lediglich aus einem Vater-Sohn-Konflikt und einer Geschöpf-wendet-sich-gegen-Schöpfer-Geschichte, garniert wird das Ganze mit aufgesetzten existenzialistischem Theorien und am Ende mit einer Zurück-zur-Natur-Botschaft, ohne dabei auch nur irgendeine Art von Tiefgang zu vermitteln.
Ein weiteres Versäumnis von Tron: Legacy ist es dem Zuschauer die virtuelle Welt des Rasters näherzubringen. Das Raster wird nie wirklich etabliert, Regeln und Gesetzmäßigkeiten muss sich der Zuschauer selbst erschließen und dabei scheint man stets ein Stück Information zu wenig zu besitzen, was bei Tron: Legacy mitunter einfach frustrierend ist. Über Kevin Flynn hinaus gibt es leider auch keine Charaktere mit denen man in irgendeiner Form mitleiden könnte. Die in einer Nebenrolle besetzte Olivia Wilde, wirkt in ihrer Rolle als isomorphes Porgramm Quorra eher wie ein Plot-Device, denn wie eine wirkliche Figur und Michael Sheen zeigt in seiner Darstellung des Programms Zuse eine etwas zu überdrehte Variante von Ziggy Stardust – der talentierte Brite hat seit seiner brillanten Darbietung in Frost/Nixon kein besonders glückliches Händchen für Rollen. Zur Ehrenrettung der Darsteller muss gesagt werden, daß diese angesichts  der banalen Dialoge auch nicht wirklich glänzen können. Die Tatsache, daß Garret Hedlund nicht lachen muss, als sein Charakter Quorra die Sonne mit den Worten “warm, hell und wunderschön” erklärt, ist vielleicht schon als saubere handwerkliche Leistung zu bewerten. Die Szene wird dabei so hölzern und frei von Gefühl für Timing gespielt, daß sie unfreiwillig komisch wirkt. Ein eigenwilliger Höhepunkt im ansonsten von Humor weitgehend freien Film, dessen Witze vorhersehbar und gestellt wirken. Authentisch wirkt wenigstens die Darstellung der Djs im Nachtclub von Zuse, die Djs werden vom französischen Elektro-Duo Daft Punk gespielt, die den Soundtrack zu Tron: Legacy lieferten – diese tragen allerdings auch ihre Helme.

Was vom Filme übrig blieb

Tron: Legacy haut mächtig auf den Putz, große Schauwerte und wenig Substanz erwarten den Zuschauer, das Potential ein Kultfilm wie sein Vorgänger Tron zu werden, hat der Nachfolger wohl nicht. Die originellste Idee des Films ist es den von Jeff Bridges gespielten Charakter als Jedi mit Charakterzügen des Dudes anzulegen – vielleicht sollte J.J. Abrams den Dude nachträglich für die kommenden Star Wars-Filmen casten. Tron: Legacy profitiert maßgeblich vom Ruhm des Vorgängers, ohne dessen Popularität wäre er angesichts der immensen Produktionskosten sicher nicht zu einem kommerziellen Erfolg geworden, die großen Fußstapfen stellten sich hier tatsächlich als Segen heraus, selbst ist er aber nur optisch unterhaltsame Kost für einen äußerst trüben Sonntagnachmittag.

The Dude abides

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