Während in New Eden das Alliance Tournament XII startete, hatten wir die Möglichkeit EVE Valkyrie am Stand von Oculus VR auf der Gamescom anzutesten. New Eden ist die Region des Weltalls in der EVE Online spielt. EVE ist eines der am längsten laufenden Online-Rollenspiele auf dem Markt, und auch im zwölften Jahr ihres Bestehens bleibt EVE Online im Bereich komplexer Weltraumsimulationen der Vorreiter.
Obgleich EVE Online sich weiterhin einer treuen Spielerbasis erfreuen kann, begeben sich immer weniger neue Spieler nach New Eden. Angesichts stagnierender Spielerzahlen versucht CCP, der isländische Entwickler von EVE Online, durch Ableger des Hauptspiels neue Spieler für das EVE-Franchise zu interessieren. Der erste Vorstoß in dieser Richtung war Dust 514 ein klassischer Ego-Shooter, der dem reinen Raumkampf von EVE Online einen klassischen Bodenkampf entgegensetzt und dabei erst das zweite Spiel ist, welches CCP entwickelt hat. Dust 514 ist exklusiv für die Playstation 3 und ihren Nachfolger, die Playstation 4 erschienen und kann kostenlos aus dem Playstation Store heruntergeladen werden. Das Besondere an Dust 514 ist, daß es durch den spielinternen Markt mit dem Hauptspiel verbunden ist. Trotz interessanter Features -wie diesem- konnte Dust 514 bislang keine breite Nutzerbasis für sich gewinnen. Einen größeren Erfolg verspricht jetzt das dritte Spieleprojekt des Entwicklers zu werden: CCP hat früh das Potenzial des Oculus Rift erkannt, die Entwicklung eines Weltraumshooters lag damit geradezu auf der Hand: die Idee zu EVE Valkyrie war geboren. Während EVE Online eher strategisches Gameplay aufweist, setzt EVE Valkyrie auf klassischen Dogfight. Wie gut dies umgesetzt wurde, das konnten wir auf der Gamescom ausführlich ausprobieren.
Auf dem ebenso gewaltigen wie spärlich beleuchtet Stand von Oculus VR angekommen hatten wir zunächst die Möglichkeit Lucky´s Tale und SUPERHOT im Rahmen einer privaten Session zu spielen. Demgegenüber wurde das begehrte EVE Valkyrie an einem von fünf mit dem Oculus Rift DK 2 ausgestatteten Testsystemen zunächst lediglich demonstriert. Das freundliche und hilfsbereite Oculus-Personal organisierte uns jedoch schnell zwei Sitze, drückte uns einen Controller in die Hand und schon konnte es losgehen.
EVE Valkyrie auf dem Oculus DK 2
Nachdem wir das Oculus Rift aufgesetzt hatten befanden wir uns im Cockpit einer bemannten Fighterdrohne die in der Abschussröhre einer Trägerschiffs auf den Einsatz – ein Teamdeathmatch gegen zwei feindliche Piloten- wartet:
Vor dem Start haben wir Zeit, uns ausgiebig im Cockpit umzusehen und mit der Umgebung vertraut zu machen. Das Tracking des Oculus Rift funktioniert einwandfrei, bei schnellen Kopfbewegungen ist allerdings eine leichte Latenz vorhanden, die jedoch kaum störend auffällt und bei normal schnellen Bewegungen beinahe nicht merklich ist. Das Interieur ist auf dem DK 2 bereits ausreichend scharf um auch Schriften lesen zu können. Gelegentliche Unschärfen entstehen hier vermutlich hauptsächlich durch den Massenbetrieb auf der Gamescom: die Headsets können angesichts des Andrangs nicht für jeden Spieler neu kalibriert werden und die Linsen sind durch die extreme Nutzung leicht verkratzt. Das beim DK 2 des Oculus Rift neu hinzugekommene Positionstracking des Kopfes im Raum ist ein großer Gewinn und ermöglicht einen noch größeren Sichtbereich und ein stärkeres Immersionserlebnis als es die bloße Verfolgung der Blickrichtung des DK 1 erlaubt.
Mit einem kurzen Signal und hilfreichen Worten von Katee Sackhoff, dem Star aus Battlestar Galactica, wird die Abschusssequenz eingeleitet und der Fighter wird aus der engen Röhre ins All katapultiert. Im All muss man sich als Spieler kurz an die ungewohnte Freiheit, die einem das Oculus Rift bietet, gewöhnen. Während gewöhnliche Spaceshooter einen eher starren Blick nach vorn bieten, bei dem man sich nur dann umsehen kann, wenn man die Richtung des Schiffs ändert, sind bei EVE Valkyrie die Flugrichtung des Schiffes und die Blickrichtung komplett voneinander getrennt, und bereits nach kurzer Zeit fühlt sich dies vollkommen natürlich an. Der Blickrichtung folgt auch die Zielerfassung der Waffensysteme, auf diese Weise ist eine völlig neue und intuitive Art des Zielens möglich: man schaut einfach in Richtung des feindlichen Schiffes und feuert die Bordkanone darauf ab oder erfasst es mit den zielsuchenden Raketen. Dies gelingt selbstverständlich nur, wenn man das feindliche Schiff in Sicht bekommt, was wiederum ein mitunter recht schwieriges Unterfangen sein kann. Denn die wendig aussehenden Fighter fliegen sich recht träge, beschleunigt man mit dem Microwarpdrive, werden Richtungswechsel sehr zäh umgesetzt, lediglich starkes Bremsen bringt die eigentlich erwartete Agilität. Orientierungshilfe bieten hierbei Richtungspfeile, die eine grobe Richtung des Feindes anzeigen. Bremst man jedoch zu stark, wird man ein leichtes Ziel für feindliche Raketen, denen man per Knopfdruck durch beeindruckend animierte Abwehrmaßnahmen noch in letzter Sekunde entwischen kann, zumindest wenn man schnell genug reagiert. Während der Demo entwickelt sich schnell ein dynamischer Raumkampf, der kaum Zeit lässt, die Umgebung zu begutachten und man muss sich ein wenig von der Action losreißen, um sie auch wirklich genießen zu können. Gerade EVE Online-Veteranen werden sich freuen, bekannte Raumstationen und Schiffe zu entdecken, die besonders beeindrucken, wenn man nah an sie heranfliegt – durch das Oculus Rift entsteht dann ein Größeneindruck, der an konventionellen Monitoren in der Art einfach nicht möglich ist.
Was vom Spiele übrig blieb
EVE Valkyrie anzutasten stand ganz oben auf dem Wunschzettel der EVE Online-Kapselpiloten von VR Nerds. Auch wenn wir den Nebenprojekten von CCP mit Blick auf das Hauptspiel mit einer gewissen Skepsis gegenüberstehen, hat EVE Valkyrie dennoch einen starken Eindruck hinterlassen. Spannend wird es, zu sehen, wie sich EVE Valkyrie in größeren Schlachten spielen lässt und vor allem: wie und ob EVE Valkyrie mit EVE Online verbunden wird – hierzu gibt es weiterhin keine verlässlichen Aussagen seitens CCP. Wo Dust 514 als eigenständiges Produkt aufgrund der starken Konkurrenz am Markt nicht wirklich auf die Beine kommt, hat EVE Valkyrie gegenüber anderen Weltraumshootern für das Oculus Rift den Vorteil eines deutlichen Entwicklungsvorsprungs. Der größte Konkurrent von EVE Valkyrie in diesem Bereich ist Star Citizen von Chris Roberts, in welches jedoch erst kürzlich ein unfertiges Dogfight-Modul implementiert wurde und dem entsprechend gegenüber EVE Valkyrie noch Einiges aufzuholen ist. Als actionorientierter Titel, der ohne viel Schnickschnack schnelle Matches verspricht, macht EVE Valkyrie bereits jetzt eine Menge Spaß und hat das Potential neue Spieler nach New Eden zu locken, denn wem Dogfights zu wenig sind, der hat mit EVE Online eine unfassbar vielschichtige Weltraumsimulation aus dem gleichen Entwicklerhaus zur Hand. Für die EVE Online-Spieler ist EVE Valkyrie eine Möglichkeit, das Warten auf die nächste CTA zu überbrücken und sich gegen die allgegenwärtige Gefahr der Sandbox Sadness zu wehren. Bis das Spiel erscheint heißt es allerdings noch warten, neue Informationen zum Releasetermin konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.
FLY SAFE!