Der Einsatz von Virtual Reality zu therapeutischen Zwecken ermöglicht eine Erweiterung der bisherigen Praxis und fügt dadurch eine digitale Komponente zur Behandlung von psychisch erkrankten Patienten hinzu. Die Möglichkeit sich seinen Ängsten in einem gefahrlosen Raum zu stellen, offenbart völlig neue Herangehensweisen in der gängigen Angsttherapie. Die Oxford University untersuchte in einer empirischen Studie, wie sinnvoll der Einsatz der VR-Therapie bei der Behandlung von Höhenangst wirklich ist.
VR-Therapie zur Bewältigung von Höhenangst – Now I Can Do Heights mit der HTC Vive
In einer kürzlich durchgeführten Studie der Universität Oxford unter der Leitung von Dr. Daniel Freeman, ausgebildeter Psychotherapeut, wurde die Wirksamkeit der VR-Technologie zur therapeutischen Behandlung von Patienten mit Höhenangst überprüft. Dabei wurde eine Stichprobe von insgesamt 100 freiwilligen Teilnehmern mit diagnostizierter Akrophobie gezogen. Die Betroffenen erzielten einen Score von über 29 Punkten in einem diagnostischen Fragebogen und wiesen mehr als 30 Jahre lang das Krankheitsbild auf.
Von den insgesamt 100 Versuchspersonen wurden 49 Teilnehmer randomisiert ausgewählt, um in einem Zeitraum von vier Wochen über sechs Sitzungen verteilt, je 30 Minuten, Aufgaben zur Bewältigung der Höhenangst in einer virtuellen Umgebung auszuführen. Die Aufgaben bestanden beispielsweise aus der Rettung einer Katze von einem Baum oder dem Gang über eine Leiste über eine hohe Schlucht. Die VR-Erfahrung Now I Can Do Heights kam dabei mit einer HTC Vive zum Einsatz.
Interessanterweise waren die Teilnehmer innerhalb der Sitzungen alleine und wurden lediglich von einem virtuellen Coach begleitet. Dieser übernahm die Aufgabe des Therapeuten und begleitete die Patienten bei ihren Erfahrungen. Währenddessen stellte er für die Expositionstherapie typische Fragen, wie beispielsweise eine Abfrage des derzeitigen Angst-Levels der Versuchsperson auf einer Skala von 1 – 10, um daraufhin Vorschläge zum weiteren Vorgehen bereitzustellen.
VR-Therapie zur Bewältigung von Höhenangst – Oxford-Studie zeigt Erfolg
Die Patienten wurden daraufhin in Form von Selbstfragebögen befragt. Diese sollten unter anderem Auskunft über das gefühlte Erleben von Angst, Disstress und Vermeidungsverhalten geben und damit Aufschluss über die Wirksamkeit aufzeigen. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem ein großes Interesse an der Therapieform besteht, weshalb eine erhöhte Motivation bei den Teilnehmern aufzufinden war. Insgesamt konnten zahlreiche positive Effekte festgestellt werden. Bei Patienten mit schwer ausgeprägten Symptomen konnte nach Beendigung der VR-Therapie ein Abfall von bis zu 25 Punkten innerhalb des diagnostischen Scores festgestellt werden. Somit wurden diese Teilnehmer, daraufhin in eine moderat ausgeprägte Kategorie eingestuft.
Der Versuchsleiter hebt in einem Interview die Effektivität der Therapieform hervor:
“Das Schöne an den Simulationen ist, dass sie den Patienten erlauben Dinge auszuprobieren, bei denen sie im echten Leben argwöhnisch wären. […] Nach der Therapie konnten sie an Orte gehen, die für sie nie denkbar gewesen wären. So stiegen sie auf einen steilen Berg, liefen mit ihren Kindern über eine Seilbrücke oder nutzten den Aufzug in einem Einkaufszentrum ohne konstante Angst zu erleben.”
Zwar wird die virtuelle Therapie keine echten Therapeuten ablösen, dennoch beweist sie sich als effektive Methode, um in Zukunft gängige Therapieformen zu unterstützen und gegebenenfalls sogar zu verbessern.
(Quellen: The Lancet Oxford Study | VR Scout | Reuters)