Den Boxsport in die Virtual Reality zu bringen, ist sicherlich keine brandneue Idee. Bereits existierende Titel wie The Thrill of Fight zeigen seit Monaten, wie gut der virtuelle Schlagabtausch funktionieren kann. Dennoch möchte Survios den Kampf mit der Konkurrenz aufnehmen und bringt mit Creed: Rise to Glory ein echtes Schwergewicht in den Ring. Ob sie damit auf den richtigen Champion setzen oder das Spiel frühzeitig K. o. geht, verraten wir euch in unserem Test.
Creed: Rise to Glory – Arcade-Gefühl mit Anspruch und Taktik
Wer zum ersten Mal das Spiel startet, wird zunächst vor ein eher unästhetisches Menü gestellt, welches euch die drei unterschiedlichen Spielmodi präsentiert. Ihr habt die Wahl zwischen Story- und PvP-Modus oder freien Kämpfen sowie Trainingseinheiten. Um mich in das Spiel einzufuchsen, startete ich zunächst mit dem Story-Modus auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad (Hard).
Bevor ich jedoch für meinen ersten Kampf in den Ring steigen durfte, musste ich meinem Trainer zunächst meine Boxfähigkeiten zeigen. Dafür durchlief ich verschiedene Trainingsstationen mit unterschiedlichen Herausforderungen. Die Trainingsgeräte erfordern nicht nur schnelle und harte Schläge, sondern auch ein wachsames Auge. So müsst ihr teilweise eine Schlagreihenfolge einhalten, agil ausweichen oder wild mit den Armen rudernd vorwärts sprinten.
Das Training muss vor jedem Kampf ausgeführt werden und dient damit als hervorragende Aufwärmphase vor dem nächsten Kontrahenten. Das Einzige störende an der Sporthalle, waren die plumpen Trainer (ja, dazu zählt auch Rocky Balboa). Da man aber ohnehin mehr mit den Fäusten als mit Worten spricht, ist deren Einfachheit zu verkraften. Dafür besonders schön: Ihr dürft euch frei in der Sporthalle bewegen und selbstständig an den Geräten trainieren. Eure Leistungen könnt ihr dann mit euren Freunden vergleichen.
Doch irgendwann ist die Aufwärmphase abgeschlossen, man hat genug trainiert und ist heiß auf den Kampf. Also stieg ich in den Ring und prügelte auf meinen Gegner ein. Lange ging dies allerdings nicht gut, denn im Spiel besitzt jede Hand eine gewisse Ausdauer. Ist diese überschritten, sind eure Hände extrem langsam und nahezu nutzlos. Dann gilt es eure Kräfte zu schonen, denn ihr müsst die Fäuste ruhig halten, damit sich die Ausdauer wieder auflädt. Dies hat zwei entscheidende Vorteile: Ihr werdet gezwungen, stets die Hand beim Schlagen zu wechseln und zudem auch noch taktisch zu agieren. Bis man ein Gefühl für die Ausdauer bekommt, dauert es ein paar Runden. Aber dann macht diese “Hürde” das Spiel extrem interessant.
Zudem haben sich die Entwickler/innen einige weitere Kniffe einfallen lassen, um das Spiel unterhaltsam zu gestalten. So müsst ihr zum Beispiel bei einem Knock-out schnell mit eurem Geist zurück, in euren im Ring liegenden Körper rennen. Oder nach einem harten Treffer beide Hände in ein angezeigtes Feld führen, damit sich eure Spielfigur wieder fängt. Auch die Schlagmechanik ist interessant gestaltet: Wenn ihr mit den Boxhandschuhen den Gegner berührt, eure reale Hand dabei aber weiterführt, dann seht ihr eure Hand aus dem Handschuh schießen. Dieser visuelle Eindruck, gepaart mit der richtigen Vibration, sorgt für ein authentisches Schlagerlebnis ohne das Gefühl, nur in die Luft zu schlagen. Survios trifft meiner Meinung nach genau die richtige Mitte zwischen Arcade und Simulation und erschafft dadurch wirklich spannende und motivierende Kämpfe.
PvP-Modus mit Einschränkungen
Der aktuelle PvP-Modus war im Test zwar nett, jedoch scheint die Langzeitmotivation fraglich. Ihr könnt entweder gegen zufällige Gegner oder eure Freunde antreten. Vorausgesetzt, sie zocken mit dem gleichen System wir ihr, denn Cross-Platform-Gaming funktioniert laut Beschreibung nur bei den zufälligen Matches. In unserem Test klappte es leider gar nicht. Generell fehlen mir hier verschiedene Modi und Ranglisten. Allerdings ist aktuell nicht sicher, ob in diesem Bereich bis zum Release noch nachgebessert wird, damit der Kampf gegen echte Menschen auch spannend bleibt.
PlayStation VR (PSVR) vs. Oculus Rift vs. HTC Vive
Der VR-Titel macht sowohl auf der PlayStation 4 Pro mit PlayStation-VR-Brille wie auch am PC mit Oculus Rift oder HTC Vive eine Menge Spaß. Die besten Controller zum Boxen sind meiner Meinung nach jedoch die Controller von Oculus, da diese beim Ballen der Faust einfach gut in der Hand liegen. Sowohl die Move-Controller der PS4 wie auch die Vive-Controller kommen an dieses Spielgefühl nicht ganz heran. Zudem müssen Spieler/innen auf der PS4 mit grafischen Abstrichen leben. Zwar sieht die Welt optisch sehr ähnlich aus, aber die fehlende Kantenglättung bei der PSVR-Version lässt den Blick durch die Turnhalle zu einem traurigen Erlebnis verkommen.
Fazit
Creed: Rise to Glory ist derzeit wohl eines der besten Sportspiele für VR-Brillen und definitiv die aktuell beste Boxsimulation. Zwar gibt es nur wenige Langzeitmotivationsgründe, um den VR-Titel auf Dauer zu spielen, aber mindestens ein Wochenende wird euch die Software richtig zum Schwitzen bringen. Die Grafik ist auf dem PC gelungen, auf der PlayStation 4 Pro nerven die flimmernden Kanten im Raum, was den Spielspaß jedoch absolut nicht gefährdet.
- Großartige Inszenierung der Kämpfe
- Grafik und Sound verbreiten eine gute Stimmung
- Anspruchsvolles Training
- Langzeitmotivation ist fraglich
- Mehr Online-Funktionen wünschenswert (Lobby/Räume)