Mit A Fisherman’s Tale bringt Entwicklerstudio Vertigo Games heute ein neues VR-Spiel auf den Markt. Der VR-Titel möchte durch eine interessante Spielmechanik bestechen, die als kreative Herangehensweise eine Vielzahl voll spannender Rätsel eröffnet. Doch reicht eine einzige Kernmechanik aus, um die Rätselwelt wirklich auf den Kopf zu stellen?
A Fisherman’s Tale für Oculus Rift, HTC Vive und WMR im Test
Eines vorweg: Bereits nach wenigen Sekunden im Spiel wird klar, das A Fisherman’s Tale kein herkömmliches Rätselspiel ist. Ebenso wenig findet ihr euch in einer gewohnten Rolle wieder, denn ihr agiert als Holzfigur in einem Puppenhaus, welches ein wenig an eine Matrjoschka erinnert. So befindet sich in eurem Puppenhaus, ein weiteres Puppenhaus, während euer Puppenhaus wiederum in einem noch größeren Puppenhaus liegt. Und in all diesen Häusern agiert die Puppe des Fischers genauso, wie ihr in der echten Welt agiert.
Das Besondere dabei ist aber nicht die außergewöhnliche Darstellung, sondern der Umstand, dass ihr somit kleine Objekte groß und große Objekte klein machen könnt. Hier ein Beispiel: Zu Beginn werdet ihr mit einem Rätsel konfrontiert, bei dem ihr einen schweren Anker aus dem Weg räumen müsst. Dieser Anker ist für die kleine Version der Puppe natürlich zu schwer, aber für die große Holzpuppe auf der zweiten Ebene leicht zu heben. Dementsprechend nehmt ihr aus der kleinen Welt den Anker heraus und packt ihn in die aktuelle Welt, wodurch dieser auf die Größe eines Schlüssels schrumpft.
Wem das jetzt zu verwirrend war, der schaut einfach kurz in unser Video, das wir damals zur ersten Preview des Spiels erstellt haben:
Generell bauen sämtliche Rätsel im Spiel auf diesem Prinzip auf. Entweder müssen Dinge also verkleinert oder vergrößert werden, um die einzelnen Kapitel zu meistern. Da das Spiel recht kurz gehalten wurde und in einer Stunde locker durchgespielt ist, wird dieses Konzept jedoch nicht langweilig. Außerdem haben sich die Entwickler/-innen bemüht, die knappe Spielzeit auch wirklich interessant zu gestalten.
Erzählerisch gleicht das Game einem Märchen bzw. einer Kurzgeschichte, welche/s ihr als kleine Holzfigur durchlebt. Dabei gehören sprechende Tiere und Bilder natürlich zum guten Ton und die deutschsprachige Synchronisierung ist hervorragend gelungen.
Auch beim Thema Komfort hat Vertigo Games mitgedacht. Entsprechend könnt ihr den VR-Titel, entweder als Room-Scale-Erfahrung erleben, oder euch munter durch die Welt teleportieren. Falls euer Tracking nicht bis zum Boden reicht, könnt ihr per Knopfdruck eure Arme verlängern. Leider leistet sich das Studio hierbei jedoch einen schmerzlichen Patzer: Wenn ihr Objekte in der Hand haltet und in den engen Räumen aneckt, fliegen diese gerne einmal durch den Raum. Dies war besonders mit den WMR-Brillen nervig, da der Controller hier am ehesten dazu neigt, das Tracking für den Bruchteil einer Sekunde zu verlieren. Somit waren wir häufiger damit beschäftigt, die Objekte neu aufzuheben. Glücklicherweise müsst ihr aber nach dem Verlust nicht ewig im Raum nach den verlorenen Gegenständen suchen, denn diese erscheinen nach wenigen Sekunden wieder am ursprünglichen Fundort.
Prinzipiell sind die Rätsel nach dem ersten Kapitel sehr offensichtlich und schnell lösbar. Wirklich schwierig wird es zu keinem Zeitpunkt. Das prädestiniert den Titel besonders dazu, VR-Neulinge in die Möglichkeiten der Virtual Reality einzuführen. Wer richtig knackige Aufgaben sucht, der ist hier an der falschen Adresse.
Fazit
A Fisherman’s Tale ist ein gelungenes VR-Rätselspiel mit einer sehr spannenden Spielidee. Die Spielzeit von knapp einer Stunde ist zwar enttäuschend gering, aber dafür ist der Preis von 15 Euro immerhin angemessen.
Die Inszenierung ist gut, die deutschsprachige Vertonung macht Freude und der Titel setzt keinen großen Spielbereich voraus. Wer genug Platz besitzt, darf diesen aber auch gerne nutzen. Negativ fiel uns neben der kurzen Spielzeit nur die Kollision der Objekte in unserer Hand mit Gegenständen im Raum auf. Auch der etwas zu niedrige Schwierigkeitsgrad könnte für erfahrene Rätselfreunde schnell eintönig werden. Wenn ihr allerdings über diese Punkte hinwegsehen könnt, dann solltet ihr nicht lange zögern und der Welt von A Fisherman’s Tale einen Besuch abstatten.
Eine PSVR-Version ist heute ebenfalls erschienen erscheinen. Diese konnten wir allerdings zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht testen. Hier findet ihr das Spiel auf Steam.
- Tolles Konzept
- Gute Erzählung
- Sinnvolle und gute Rätsel
- Sehr kurze Spielzeit
- Ungewollte Kollision von Objekten