Gerätename | Gear VR |
Hersteller | Samsung |
Funktion | HMD |
Releasedatum | Januar 2015 |
Entwicklungsstand | Konsumentenversion |
Plattform | Android |
Vergleichbar mit: | Oculus Rift DK2 |
Preis | ca. 200 € |
Ihr habt keinen flotten Rechner und der Kauf eines neuen Smartphones steht vor der Tür? Ihr wollt eintauchen in die virtuelle Realität? Dann solltet ihr vielleicht ein Blick auf die Gear VR von Samsung und Oculus VR für das Samsung Galaxy Note 4 werfen. Wir haben das Gerät für euch getestet und sagen euch, was wir von dem VR-Headset halten.
Funktionsweise Samsung Gear VR
Die Gear VR kommt ohne Display zu euch und ist, um es kurz zu machen, eine Halterung für euer Galaxy Note 4. Doch die Halterung hat mehr zu bieten. Sie kommt mit Sensoren, einem Touchpad, 3 physisches Tasten und einem mechanischen Rädchen zum Einstellen der Schärfe daher. Das klingt immer noch recht unspektakulär. Was steckt genau drin?
Im Gerät befindet sich ein 1000hz Sensor für das Rotational Tracking (Head Tracking). Hierdurch ist eine viel schnellere und genauere Erkennung der Kopfbewegungen möglich als mit den vorhandenen Sensoren im Smartphone. Diese haben häufig nur eine Wiederholungsrate von 100hz. Die Gear VR schafft hierdurch eine Verzögerung von unter 20ms von der Kopfbewegung bis zur Bewegungen des Bildes.
Zudem wurde gewaltig an der Androidsoftware geschraubt und diverse Low-Level-Optimierungen vorgenommen. Zum Beispiel wird auf dem Note 4 Asynchronous Time Warp ermöglicht (von uns hier erklärt), wodurch die Latenz sinkt, da Rendering- und Headtracking-Thread nicht gekoppelt sind. Zudem können wir trotz der 60hz des Bildschirmes kein Flackern wahrnehmen. Hier wurde ganze Arbeit geleistet.
Die 3 physischen Tasten sind für die Einstellung der Lautstärke zuständig und, um im Menü zurück zu gehen. Das Touchpad ist für die Navigierung in Spielen, Programmen und dem Menü zuständig. Da das Touchpad aber nicht für alle Anwendungen ausreicht, solltet ihr euch noch einen Bluetooth Controller besorgen. Dabei müsst ihr aber nicht das Original von Samsung verwenden. Über die Software der Gear VR lässt sich auch die Kamera aktivieren. Somit könnt ihr aus der virtuellen in die sogenannte reale Welt schauen. Praktisch, wenn man sehen will, was um einen herum passiert.
Das Sichtfeld der Gear VR beträgt 96°. Dies ist weniger als beim DK 2 der Oculus Rift. Dennoch ist die Lesbarkeit zu den Rändern hin deutlich höher als beim aktuellen Dev Kit der Rift. Dies wird durch bessere Linsen in der Gear VR ermöglicht. Somit ist das Feld des Lesbaren deutlich höher, auch wenn wir hier keine genauen Zahlen vorliehen haben. Wenn ihr mehr über die Unterschiede zwischen Gear VR und Oculus Rift DK 2 lesen wollt, solltet ihr ein Blick auf unseren großen Vergleich werfen.
Ein weiteres nettes Feature ist der Näherungssensor in der Brille. Somit wird die ausgewählte Software aktiviert, wenn ihr das Headset auf dem Kopf habt oder pausiert, wenn ihr die Gear VR abgesetzt. Das schont euren Akku und ist sehr komfortabel.
Die Auflösung des Note 4 beträgt 2560×1440 Pixel bei einer Displaygröße von 5,7 Zoll. Dies ergibt eine Pixeldichte von 515 ppi. In der Gear VR stehen somit theoretisch 1280×1440 Pixel pro Auge zur Verfügung. Natürlich müssen hierbei die schwarzen Flächen im Bild für die Gear VR abgezogen werden. Das Note 3 Display, welches im DK2 verwendet wird, hat eine Pixeldichte von 386 ppi. Dennoch werdet ihr in der Gear VR einen Fliegengittereffekt wahrnehmen können. Einzelne Pixel sind leider noch immer erkennbar. Dies könnte für viele Menschen die Immersion zerstören.Eigene Meinung
Die Gear VR wurde von der VR-Szene teilweise als der kleine unbedeutende Bruder des DK 2 aufgenommen. Jedoch stellt die Gear VR einen Meilenstein in der VR-Entwicklung dar. Es ist das erste Headset von Oculus, welches nicht offiziell „an Entwickler“ verkauft wird. Dies merkt man auch daran, dass hier bereits der Oculus Store arbeitet (noch ohne Bezahlsystem) und das Menü, die Funktionen und der Komfort dem des DK 2 deutlich überlegen sind. Der Oculus-Store ist bisher noch nicht besonders gut bestückt. Da das Gerät aber noch nicht lange auf dem Markt ist, wollen wir dies verzeihen. Der Content im Store ist ansonsten aber als „gut“ zu beschreiben. Zumindest qualitativ.
Auf der anderen Seite fehlt der Gear VR die Rechenpower eines PCs und die Erfassung der Bewegungen im Raum (Positional Tracking). Ein Nach-vorne-lehnen wird dadurch beispielsweise nicht erkannt. Dies ist bei den momentanen Anwendungen nicht weiter schlimm. Es stellt jedoch einen riesen Nachteil zur PC Lösung von Oculus dar. Auf der anderen Seite haben wir hier ein geschlossenes System. Die Spiele sind genau für das Note 4 mit der Gear VR optimiert und funktionieren. Während sich manch einer über das Ruckeln der Demo auf der Rift aufregt, kann der Gear VR Besitzer ohne Bedenken alles aus dem Store downloaden. Trotzdem hat auch das Note 4 hin und wieder kleinere Performanceprobleme.
Zudem kommt es, je nach Anwendung und Einstellungen, hin und wieder vor, dass das Gerät überhitzt. Dann kommt eine Warnmeldung auf den Bildschirm und ihr müsst das Gerät kurz abkühlen lassen. Besonders in einem Bosskampf möchte man sowas nicht erleben. Mit ein paar Tricks, lässt sich die Spielzeit aber sehr gut verlängern.
Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass die Gear VR ohne Kabel auskommt. Dies bringt ein deutliches Plus an Komfort und macht die Reise in die virtuelle Realität mobil. Ihr könnt das Gerät mit zu euren Freunden und zu eurer Familie nehmen und sie in die virtuelle Realität schicken. Dies war zwar auch vorher mit diversen Halterung für Smartphones möglich ( Cardboard etc.), jedoch macht es keine Variante so gut wie die Gear VR.
Der Fliegengittereffekt (Screendooreffekt) nervt, doch muss man ehrlich sagen, dass dieser nach kurzer Zeit schnell in den Hintergrund rückt. Ihr werdet ihn irgendwann kaum wahrnehmen, außer ihr wollt dies. Ein Smartphone mit besseren Display und besseren VR-Eigenschaften gibt es derzeit außerdem nicht auf dem Markt.
Fazit
Die Gear VR ist für alle die eine ausgereifte mobile VR-Erfahrung wollen und bereit sind dafür etwas mehr Geld auszugeben. Die Begrenzung auf das Samsung Note 4 ist im Moment logisch, aber es stellt natürlich auch eine Hürde für mögliche Käufer auf.
Der Content im Store ist derzeit noch überschaubar und somit sind schnell alle Anwendungen ausprobiert. Wir hoffen aber auf einen großen Schub an neuen Titeln, sofern der Oculus Store eine Bezahlfunktion erhält.
Für alle die direkt zum Fazit springen und noch nicht wissen, was die Gear VR vom Cardboard und Co unterscheidet: Die Gear VR hat die bessere Software, bessere Sensoren, bessere Verarbeitung und Linsen. Es ist so ziemlich alles besser, was eine VR-Erfahrung ausmacht. Nur der Preis ist, wenn man sich ein Note 4 nur für die Gear VR kauft, recht hoch. Ansonsten empfinden wir die 200 als nicht zu überteuert und angemessen.
Doch ist die Gear VR mehr als nur eine deutlich bessere Cardboardlösung. Je nach Anwendungen kann die Gear VR auch dem DK 2 der Oculus Rift den Rang ablaufen. Wir sind gespannt, was uns demnächst an Content und neuen Erfahrungen im Oculus Store der Gear VR erwartet.
Die Gear VR könnt ihr zur Zeit bei Samsung Online bestellen (nicht immer verfügbar), oder im Samsung Store in Frankfurt und Berlin (weitere sollen folgen) kaufen. Das Galaxy Note 4 gibt es bei Amazon oder dem Handyverkäufer eures Vertrauens.
[UPDATE] Inzwischen hatten wir auch die Gelegenheit bei einem Bloggerevent der Firma 7Mobile das neue Modell der Gear VR für das Galaxy S6/Edge auszuprobieren. Neben gefühlt höherer Pixeldichte bemerkten wir leider auch ein kleineres Field Of View. Dazu bald mehr…
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