Am See sitzen, Würmer auf den Haken spießen und dann stundenlang warten: Nicht für jeden Menschen klingt der Angelsport nach einem verlockenden Angebot, doch in der digitalen Welt hat sich das Konzept schon häufiger bewährt. Mit Catch & Release steht ein Spiel von metricminds aus Frankfurt für die Oculus Rift, HTC Vive und Windows Mixed-Reality-Brillen sowie demnächst für PSVR (PlayStation VR) zur Verfügung, welches auf Spezialeffekte verzichtet und euch auf stattdessen auf einen entspannten und realitätsnahen Ausflug schickt. Wir haben das Spiel mit der Oculus Rift und den Touch-Controllern für euch ausprobiert.
Catch & Release: Mehr Simulation als Spiel?
In Catch & Release erwartet euch keine Story, stattdessen startet ihr direkt auf eurem Boot und beginnt mit dem Fischen. Mit den frei beweglichen Rudern könnt ihr über den See manövrieren und euch einen guten Spot zum Auswerfen der Rute suchen. Beim Auswerfen müsst ihr im richtigen Moment den Trigger drücken, während des Einholens der Fische ist es dagegen wichtig, sich auf den Kampf einzulassen. Einfach nur wild an der Kurbel zu drehen, bringt keinen Erfolg. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Entwickler/innen den Fischen tatsächlich ein recht realistisches Verhalten spendiert haben.
So müsst ihr, je nach Größe und Art, dem Fisch immer wieder Leine geben und im richtigen Moment stückweise einholen. Dadurch wird der Fischfang tatsächlich spannend und das auch ohne unnötige Zusatzelemente. Ebenso gefällt mir die Tatsache, dass ihr die Fische nach dem ihr sie gefangen habt, auch wieder freilassen könnt. Dafür werdet ihr sogar belohnt, wenn der Kiementräger zu klein war.
Doch die Angel-Simulation setzt nicht ausschließlich auf das freie Erkunden, denn es stehen auch Missionen in einem Handbuch zur Verfügung. Zudem bekommt ihr für verkaufte und frei gelassene Fänge Geld. Damit könnt ihr euch besseres Equipment kaufen, um noch größere Beute zu jagen oder andere Arten mit neuen Ködern anzusprechen. Falls euch die Umgebungsgeräusche zu leise sind, könnt ihr am Radio ein passendes Gedudel auswählen. Und für den kleinen Hunger zwischendurch liegen sogar Sandwiches bereit.
Störende Kollisionen und unglückliche Fortbewegung
Bei all dem Lob muss jedoch auch angemerkt werden, dass Catch & Release noch Wünsche offen lässt und nicht frei von Fehlern ist. So könnte die Kurbel durchaus mehr Animationen vertragen und ein Wechsel zwischen Tag und Nacht wäre ebenso wünschenswert wie dynamische Wetterverhältnisse, die der Erfahrung gut stehen würde. Zudem kollidieren Objekte teils unglücklich, was darin resultiert, dass der gefangene Fisch statt in der Kühltruhe schnell wieder im Wasser landet.
Allerdings sind dies generell keine Dinge, die für mich die Erfahrung wirklich zerstören. Ich finde das aktuelle Setting sehr gelungen und kann mich darin entspannt zurücklehnen und die Natur genießen. Etwas unglücklich wurde ich dann aber doch über die Fortbewegung mit den Rudern. Durch fehlendes Gewicht und Widerstand fühlt sich diese sehr unnatürlich an. Ein kleiner Motor für das Boot mitsamt Lenkruder zum Steuern hätte mir besser gefallen.
Fazit
Wer ein authentisches Angelspiel sucht, welches möglichst nah am echten Feeling ist, der ist bei Catch & Release an der richtigen Adresse. Entspannt über den See schippern, ein paar Fische fangen und gemütlich der Musik lauschen. In seiner Disziplin macht das Spiel vieles richtig, jedoch stört die Kollision mit Objekten den Spielfluss und auch die Fortbewegung könnte besser gestaltet sein. Ebenso hätte das Setting etwas mehr Abwechslung vertragen, denn immerhin sind knapp 20 Euro für den Titel fällig.
- Tolle Kämpfe mit den Fischen
- Entspannte Atmosphäre
- Kollidierende und wegspringende Objekte
- Wenig Abwechslung im Setting (kein Wetter/Tag&Nacht-Wechsel)