Die virtuelle Realität eignet sich bestens, um selbst kreativ zu werden. Frisch im Oculus Store ist das Malprogramm Cyber Paint erschienen, das derzeit lediglich 2 Euro kostet. Die Screenshots und die Möglichkeit, 360-Grad-Panoramen zu erstellen, sind vielversprechend. Also haben wir den Pinsel geschwungen und verraten, was in Cyber Paint drin steckt – und was nicht.
Cyber Paint: Malen in der virtuellen Realität
Vorweg: Cyber Paint ist ein reines 2D-Malprogramm, allerdings in einer 3D-Umgebung. Ihr malt eure Striche also nicht in 3D wie beispielsweise in Paint VR, das heute ebenfalls für die Hälfte zu haben ist. Zu Beginn wählt man in Cyber Paint eines von vier Formaten sowie eine von drei Auflösung aus. Neben „klassischen“ Leinwänden sticht ein Format hervor: 360-Grad-Panorama. Dazu später mehr. Das deutsch lokalisierte Programm ist nahezu selbsterklärend, allerdings macht es ausgiebig Gebrauch von den Achsen des Controllers. Deshalb lohnt sich ein Ausflug in das kurze Tutorial, das die Steuerung erklärt. Für sie lassen sich auch später in der umfangreichsten Palette der App überwältigend viele Anpassungen machen, mit denen man alles Mögliche steuern kann. Das fängt bei der Pinselgröße an und geht bis hin zur Geschwindigkeit.
Praktisch: Durch nach vorne oder hinten Wischen auf dem Touchpad lässt sich die Pinselgröße auch ohne einen Besuch der Palette ändern. Einen Strich oder Klecks löst man durch Druck auf das Touchpad aus. Über die Triggertaste lassen sich alle Menüs auf Anhieb ausblenden, was besonders im Panorama-Modus Sinn ergibt. Man kann die Paletten aber auch nach Wunsch im Raum verteilen.
Mit 18 Brushes ist die Auswahl an Pinselstrichen für eine kleine App gut. In die Farbauswahl hat der Entwickler viel Arbeit gesteckt und stellt mehrere Farbmodelle zur Verfügung. Speichern lässt sich eine Farbe allerdings nicht. Lediglich bei den Effekten – hier Materialien genannt – hätten wir uns mehr gewünscht. Fünf sind etwas sehr wenig. Die Effekte sind meist dynamisch, das heißt, solange man Touch gedrückt hält, verändert sich das Gemalte. Man kann auch auswählen, ob das ”Material“ mit oder ohne Farbauftrag ausgeführt wird. Besonders der „chemische“ Effekt hat uns gefallen, mit dem man schnell Flächen auf faszinierende Weise füllen kann.
360-Grad-Panorama-Format in 4K
Für die klassischen Formate stehen drei Umgebungen bereit: ein Asteroidenfeld, eine Kunstgalerie sowie eine Planetenoberfläche. Zwischen ihnen kann man jederzeit wechseln. Vor allem die Kunstgalerie lädt dazu ein, das Bild irgendwo zu platzieren – allerdings kann man sich in den Räumen nicht bewegen und die Möglichkeiten der Bildplatzierung sehr begrenzt. Beim Panorama-Format erwartet den Künstler hingegen eine leere Landschaft. Bis man sie gefüllt hat, dauert es ein wenig. Dafür sieht das Gemalte schon mal beeindruckender aus als die anderen Formate. Eine Spielerei, die uns nicht ganz erschlossen hat, sind die Rätsel. Hier tauchten ab und zu Farb-Schwärme auf, die durch das Sichtfeld ziehen.
Ist man mit dem Kunstwerk zufrieden, speichert man das Bild in der Bilder-Galerie ab. Das Panorama-Bild landet in der höchsten Auflösung von 4096 x 2048 Pixeln in den Smartphone-Speicher. Und hier kommen wir zu den Problemen der App. Wer meint, sich das Panorama anschließend in der VR-Galerie-App von Samsung in 360 Grad anschauen zu können, sieht sich getäuscht. Gut, das lässt sich lösen, indem man beispielsweise am PC die richtigen Metadaten hineinfummelt.
Aber wozu überhaupt eine Fremd-App? Erwischt: Cyber Paint hat keinerlei Lade-Funktion. Das bedeutet nicht nur, dass man erstellte Kunstwerke nicht mehr in der App betrachten kann. An einem Bild später weiter in dem Programm arbeiten geht ebenso wenig wie andere Bilder in die Umgebung einzusetzen. Eigentlich ist es schwer vorstellbar, dass die Funktion nicht irgendwann noch nachgereicht wird. Eine Lade-Funktion fehlt offensichtlich auch bei den Einstellungen: Egal, was man gemacht hat, beim nächsten Start der Software steht alles wieder auf Null. Das gilt auch für die Auswahl der Sprache, die stets auf Englisch zurückfällt. Kleinere Hakeligkeiten gab es auch bei der Auswahl der Menüs, da der Pointer öfter durch die Paletten fliegt.
Fazit
Wie schneidet Cyber Paint ab? Als 2D-Malprogramm eigentlich sehr gut. Das Interface ist schick und es steckt viel Liebe im Detail im Programm. Der Malus mit der fehlenden Lade-Funktion ist allerdings mehr als ärgerlich. Denn mit ihr könnte man einfach erstellte Panoramen bestaunen oder an Werken weiterarbeiten. Durch weitere Holprigkeiten wirkt die Software eher wie eine Alpha-Version. Wenn Sterling Crispin Cyber Paint weiterentwickelt und der App bisschen mehr Möglichkeiten spendiert, dann könnte sie aber richtig schön werden. Wäre da noch der Preis: Zur Zeit ist Cyber Paint um die Hälfte reduziert für 2 Euro im Oculus Store zu haben. Und die ist die App allemal wert, um mal selbst den Pinsel in Panoramen zu schwingen.