Mit ExChimp versucht eine neue Firma aus Österreich, in den umkämpften Markt der VR-Brillen einzusteigen. Ihre Kickstarter-Kampagne sammelte innerhalb der ersten viereinhalb Stunden bereits die veranschlagten 37.500 Euro ein und erreichte nach 21 Stunden das erste Stretchgoal von 50.000 Euro. Dabei will ExChimp sich mit einer All-in-One Lösung neu am Markt etablieren und vor allem mit einer langen Akkulaufzeit punkten. Wir haben uns mit Firmenchef Stefan Ponsold über sein neues Projekt unterhalten.
Mit Sunnybag habt ihr bereits seit Jahren ein erfolgreiches Unternehmen im Solarbereich. Wie kamst du darauf, dich nun dem VR-Bereich zu widmen?
Ich komme aus der Produktentwicklung und habe auch jahrelang Produkte in großen Konzernen entwickelt. Die Konzerne haben aber dann natürlich die Rechte an dem Produkt gehabt. Parallel habe ich dann noch Innovationsmanagement in Bachelor und Master studiert. Während des Bachelorstudiums habe ich mich dann mit Technologietrends beschäftigt – das war um 2009/2010. Zu dem Zeitpunkt waren Smartphones auf dem Vormarsch und auch das Laden von Smartphones war ein wichtiges Thema weltweit. Ich wollte das Problem umweltfreundlich lösen und habe auf die Energieerzeugung mit Solarpanels gesetzt.
2011 haben wir dann die ersten Sunnybags auf den Markt gebracht und die ersten Hilfsorganisationen haben ihre Zusammenarbeit mit uns begonnen. 2013 gründeten wir die Sunnybag Corporation. Ein kleines Büro und quasi unser Fuß im dortigen Markt.
Und gerade bei neuen Produkten haben wir gesehen, dass Crowdfunding-Kampagnen eine gute Möglichkeit sind, um zu sehen, welches Interesse auf dem Markt an einem Produkt besteht.
Wie kamst du denn letztlich dazu, dich der Virtual Reality zu widmen? Dieser Bereich hat auf den ersten Blick mit eurem ursprünglichen Produkt wenig zu tun.
Jein.
Nach außen hin, für den Endkunden, natürlich nicht. Aber für uns war es – auf einem abstrahierten Level – ein ähnliches Projekt in der Produktentwicklung. Ich muss vorweg sagen, dass wir auch unsere Solarpanels nicht selbst produzieren. Wir produzieren die Akkus nicht selbst. Wir produzieren das Powermanagement ebenfalls nicht selbst. Zwar machen wir das Industriedesign, aber die Kunststoffe und ähnliche Dinge werden mit Partnern hergestellt.
Wir sind ein kleines Team von etwa zehn Leuten und unsere Kompetenz liegt darin, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die richtigen Komponenten zusammenführen. Wir entwickeln die Produkte mit Partnern – die meisten Partner agieren in Europa, auch wenn die Fertigung in Asien getätigt wird.
Und auf einem abstrahierten Level machen wir bei ExChimp nun dasselbe, was wir auch bei Sunnybag gemacht haben. Wir nehmen das Display vom Hersteller – (lacht) – nun, das darf ich noch nicht sagen. Jedenfalls nehmen wir das Display von einem Hersteller, der auch Smartphone-Displays fertigt. Wir nehmen das Mainboard eines Tablet-Herstellers und haben auch mit Intel eine Partnerschaft geschlossen.
Auch für das Industriedesign und die Entscheidungen, die aus dem Produkt das machen, was es nachher sein wird, sind wir zuständig. Wir haben die Lücke zwischen Low-End- und High-End-Produkten gesehen. Und wir haben gesehen, dass die schweren Komponenten nicht am Kopf getragen werden müssen und haben es nun mit einem Partner zusammen geschafft, diese Komponenten in die Hand des Nutzers zu verlagern.
Wir bauen auch einen sehr starken Akku ein – mit Akkus kennen wir uns ja mittlerweile aus. Wir produzieren aber nicht selbst, das muss man schon so sagen, sondern führen die Partner eher zusammen. Und haben natürlich im Vorhinein gewisse Verträge gemacht, was die Rechte angeht.
Wir haben vor etwa 12 Monaten beschlossen, das zu entwickeln und haben letztes Jahr im August den ersten Prototyp selbst ausprobiert.
Aber was war denn der Auslöser, dass ihr euch diesem Markt widmen wolltet?
Nun, meine Kollegen und ich wir gehen gerne auf die Arbeit, weil das was wir tun uns Spaß macht. Vor etwa einem Jahr haben wir auch die HTC Vive bekommen und getestet. Auch wenn wir nichts in dem Bereich gemacht haben, hat uns das begeistert. Zwar gefallen uns die Solarsysteme auch gut, aber wir hatten alle die Motivation, ebenfalls eine VR Brille zu entwickeln und haben uns an die ersten Prototypen gemacht. Und dank der Erfahrung der letzten Jahre sind wir gut darin, schnell gute Produkte zu produzieren.
Der zweite Punkt ist natürlich, dass ich als Geschäftsführer dafür verantwortlich bin, dass wir auf die richtigen Pferde setzen. Dass wir uns auf Bereiche konzentrieren, bei denen wir starkes Wachstum erwarten dürfen. Und VR ist ein Bereich, in dem wir dieses und nächstes Jahr ein starkes Wachstum haben werden. Momentan sind wir bei gerade einmal bei einem Prozent von hundert Prozent angelangt.
Der Grund, weshalb wir also auf VR setzen, ist, dass wir uns alle für dieses Projekt begeistern können und weil wir uns damit erhoffen, auf einen wachsenden Markt zu stoßen.
“Momentan sind wir gerade einmal bei einem Prozent von hundert Prozent angelangt.”
Und was fasziniert dich persönlich an VR, abseits von rein marktwirtschaftlichen Komponenten?
Ich liebe VR, weil es genau das vereint, für was wir Techniker brennen. Ich habe auch schon das erste iPhone und das erste Tablet haben müssen. Habe diese auch importiert, weil es in Österreich nicht immer so einfach ist, an die neusten Apple Produkte herankommen zu können. Meine Mitarbeiter und ich, wir sind Lead User, die immer das Neueste haben müssen. Und wer einmal selbst diese Immersion gespürt hat, der gesehen hat, dass der Horizont eigentlich unbegrenzt ist was die Möglichkeiten betrifft, dann lässt das einen nicht mehr los. Dieser Ausblick hält uns wach und gibt uns die Energie das zu tun, was wir tun. Ich kenne keinen, den VR noch nicht begeistert hat, nachdem er es erst einmal ausprobiert hat.