Rockstar Games spendiert uns zum Ende des Jahres zwar keine Virtual-Reality-Version von GTA, doch dafür lassen uns die Entwickler ins Jahr 1947 springen, um sieben unterschiedliche Fälle aus L.A. Noire mit der HTC Vive zu lösen. Eine lieblose Portierung oder eventuell doch ein verstecktes Highlight? Immerhin sind die Systemanforderungen nichts für schwache Nerven: Mindestens eine NVIDIA GTX 1070 wird zum Spielen benötigt, eine GTX 1080 wäre optimal.
L.A. Noire: The VR Case Files
In L.A. Noire: The VR Case Files werden keine neuen Fälle gelöst, doch sieben Aufträge haben die Entwickler komplett für die HTC Vive überarbeitet. Im Vergleich zu anderen Portierungen merkt man deutlich, dass die Begrenzung auf wenige Fälle durchaus sinnvoll war, denn in diese flossen viel Zeit, damit sie in VR auch vollkommen überzeugen können. So kann man mit den meisten Gegenständen interagieren und bei der Fortbewegung haben wir gleich drei Optionen, die sich gleichzeitig verwenden lassen. So können wir mit dem Schwingen der Arme laufen, uns Teleportieren oder wir wechseln in die Schulterperspektive und sehen der Spielfigur beim Laufen zu. Im Spiel wählten wir daher meist eine Mischung aus teleportieren und schwingen, um weite und kurze Distanzen zurückzulegen.
Das Spielgeschehen selbst ist sehr abwechslungsreich und die Entwickler haben sich bemüht, alle Möglichkeiten mit den Motion Controllern auszuschöpfen. Um zu euren nächsten Auftrag zu gelangen, müsst ihr beispielsweise mit eurem Auto fahren, welches ihr komplett mit den HTC Vive Controllern steuert. Auch hier sind verschiedene Interaktionsmöglichkeiten wie das Herunterkurbeln des Fensters vorhanden. Während das Ballern, das Herumfahren und das Ermitteln uns viel Spaß bereitet haben, fanden wir die Verhöre dann doch etwas langatmig. Sie fühlen sich nicht wirklich real an, da euer Gegenüber stets die gleichen Sätze auf eure Fragen antwortet. Dementsprechend verlieren solche Szenen auch sehr schnell an Glaubhaftigkeit. Zudem fühlt sich die Wahl zwischen „Good Cop, Bad Cop, Accuse“ wie ein reines Ratespiel an. Hingegen sind die Faustkämpfe recht spaßig, auch wenn ein gutes Feedback fehlt, wenn man Schläge kassiert.
Von Grund auf für VR entwickelt?
Natürlich ist L.A. Noire nicht von Grund auf für VR entwickelt worden, doch man merkt es dem Spiel teilweise kaum an. So könnt ihr beispielsweise euer Notizbuch herausnehmen und tatsächlich mit dem Stift in eurem Buch herumkritzeln. Zwar nur eine nette Spielerei, doch sie macht die Welt glaubhafter. Hinzu kommt, dass L.A. Noire in VR gut aussieht. Wenn euer PC die empfohlenen Einstellungen stemmen kann, dann erwartet euch ein stimmiger Stil. Die Charakter in der Spielwelt wirken zudem sehr lebendig. Zwar hätte man einige Texturen in der Umgebung eventuell aufhübschen können, doch bei der großartigen Darstellung der Mimik und Gestik der menschlichen Spielfiguren, welche über ein Motion-Capture-Verfahren umgesetzt wurde, können wir diesen Umstand verkraften. Nervig ist jedoch, wenn man die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Animationen sieht und die Steifheit der Körper mit der Lebendigkeit des Gesichtes vergleicht. Wirklich zerstört hat dies die Immersion für uns aber nicht.
Zudem muss gesagt werden, dass es ziemlich häufig zu Unterbrechungen kommt, da es einen Szenenwechsel gibt. Diese Unterbrechungen und neuen Kameraeinstellungen nerven in VR, doch wir konnten uns mit der Zeit an die Pausen gewöhnen und redeten uns ein, dass dies den filmischen Charakter des Spiels unterstreicht. Eventuell ist dies auch so, aber vermutlich hätte es eine elegantere Lösung geben können.
Zum Start hatte das Spiel mit einigen Bugs zu kämpfen, welche mittlerweile behoben sind. So könnt ihr die schwarze Überblendung beim Kollidieren mit Objekten ausschalten, damit ihr nicht noch häufiger vom schwarzen Bildschirm überrascht werdet.
Fazit
Auch wenn L.A. Noire: The VR Case Files nicht frei von Fehlern ist, so hatten wir jede Menge Spaß mit dem Titel. Die Welt wirkt großteils stimmig und der durchgängige Stil sorgt dafür, dass ihr euch sehr schnell wie ein Cop aus den 40er Jahren fühlt. Leider rüttelt uns das Spiel jedoch teilweise mit nervigen Übergängen und unglaubhaften Dialogen aus unserer immersiven Welt und zeigt uns deutlich, dass wir hier nur ein Gast sind, der bald wieder das Feld räumen muss. Immerhin seid ihr jedoch für acht bis zehn Stunden herzlich eingeladen, die kniffligen Fälle zu lösen. L.A. Noire: The VR Case Files ist auf Steam für die HTC Vive erschienen und kostet knapp 30 Euro. Dank eines Patches sollte sich das Spiel auch auf der Oculus Rift spielen lassen.
- Großteils hervorragend portiert
- Steuerungsmöglichkeiten
- Animationen der Gesichter
- Viele schwarze Übergänge
- Direkte Dialoge wirken unglaubhaft