Magic Leap Done
Tower Tag auf Steam

Seitdem wird zum ersten Mal von Magic Leap gehört haben, sind mittlerweile einige Jahre ins Land gezogen. Bereits 2015 und 2017 machte das Startup durch große Investitionen von Google und Co. auf sich aufmerksam. Die eigentliche Technologie bzw. Hardware blieb jedoch bis vor Kurzem noch eine Überraschung. Nun sind die meisten Geheimnisse gelüftet, die AR-Brille ist offiziell bestellbar, aber besondere Freude will sich bei mir dennoch nicht einstellen. Habe ich die letzten Jahre und Monate wirklich darauf gewartet? Und wofür gingen eigentlich die unfassbar hohen Investitionen drauf?

Viel versprochen, wenig geliefert

Sowohl die HoloLens von Microsoft wie die Meta 2 von Meta sind bereits seit Längerem erhältlich und können zur Entwicklung von AR-Content verwendet werden. Während die HoloLens zwar ein gutes Tracking beherrscht, ist das Field of View leider viel zu klein. Entsprechend ließ es sich Magic Leap vor einigen Jahren nicht nehmen, die Darstellungsweise der Hologramme bei der Konkurrenz zu kritisieren.

Nun kam heraus: Das Unternehmen scheint auch nur mit Wasser zu kochen. Das Field of View wurde nur minimal erweitert und auch die Darstellung scheint nicht deutlich besser zu sein. So kommt The Verge zu dem Schluss, dass auch die Hologramme der Magic Leap One absolut nicht realistisch aussehen. Ebenso scheint das Tracking noch nicht so sauber zu sein, wie man es sich wünschen würde.

Auch wenn ich die Magic Leap One noch nicht selbst ausprobieren konnte, klingen die ersten Testberichte im Netz sehr ernüchternd, und da die großen Medien nicht unbedingt für ihre Kritikbereitschaft bekannt sind, sinkt mein Interesse gegen null. Doch Magic Leap knickt nicht ein. Im Gegenteil, denn CEO Rony Abovitz sagt, dass die Technik zukunftsweisend sei:

What’s going on with Magic Leap One Creator is we’re going to have those pockets of people who want that right now. They’ll start living 10 or 20 years ahead of everyone else.” [Interview mit VentureBeat]

Das AR eventuell noch zehn Jahre benötigt, möchte ich nicht bestreiten. Jedoch hätten die Entwickler/innen mit der HoloLens bereits 2016 in diese Zukunft eintauchen können. Da hilft auch weder das schlankere Design noch die gesonderte Recheneinheit. Wirklich magisch scheint das Produkt von Magic Leap nicht zu sein und so gesellt sich die Brille in eine Reihe mit der HoloLens und der Meta 2. Wobei angemerkt werden muss, dass Microsoft an seiner HoloLens 2 arbeitet, welche die Magic Leap One bereits zeitnah ausstechen könnte. Immerhin ist die HoloLens 1 seit Jahren erhältlich. Demnach ist es nicht unwahrscheinlich, dass Microsoft seinen Vorsprung in Sachen Tracking und Co. ausnutzen wird. Laut aktuellen Informationen soll die Neuauflage bereits Anfang des kommenden Jahres erscheinen. Somit wäre eine weltweite Auslieferung vielleicht sogar früher als bei der Magic Leap One möglich.

Lediglich Entwickler/innen, die auf der Plattform und dem OS von Magic Leap veröffentlichen wollen, brauchen die neue AR-Brille derzeit. Allerdings gehen diese Devs damit auch ein hohes Risiko ein. Das Unternehmen ist zwar für seine Promotion-Aktionen bekannt, aber ob es wirklich die führende Plattform wird, steht in den Sternen. Zwar sprechen große Kooperationen auch für das Erreichen einer großen Masse, jedoch ist eine Zielgruppe noch nicht existent. Demnach bleibt es spannend, wie lange die Partner von Magic Leap ihre Software pflegen werden, wenn sie keiner nutzt.

Magic Leap Done.

Für mich ist die Magic Leap One schon jetzt eine der größten Enttäuschungen des Jahres. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Brille privat zu kaufen, jedoch muss ich diese Entscheidung revidieren. Ich habe absolut nicht das Gefühl, etwas zu verpassen und entsprechend lässt mich die Hardware auch vollkommen kalt. 1500 Mitarbeiter und 2,3 Milliarden US-Dollar machen eben noch kein gutes Produkt. Rony Abovitz hätte das Geld vielleicht weniger für Promo-Stunts einsetzen sollen, die der Technik im Endeffekt nichts bringen.

Wer seine Käufe von moralischen Vorstellungen abhängig macht, wird dem Unternehmen bereits ohnehin den Rücken gekehrt haben. Schließlich machte Magic Leap durch Probleme mit Sexismus gegen Frauen und seinem anschließenden Verhalten im letzten Jahr nicht unbedingt gute Schlagzeilen. Wer mehr über die Magic Leap One erfahren will, dem sei das Review von Heise online ans Herz gelegt.

(Titelbild: Bearbeitetes Bild von https://www.magicleap.com/)

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