Die Magic Leap One sollte die Welt und die Art und Weise, wie wir Content konsumieren, revolutionieren. Dies versprachen zumindest die Teaser vor der offiziellen Premiere. Nach der Vorstellung war jedoch schnell klar, dass die neue AR-Brille noch nicht der erhoffte Renner bei den Konsumenten werden wird. Aber sie könnte dennoch ein Schritt in die richtige Richtung sein. Wir haben uns die Brille von Future Candy aus Hamburg besorgt und einmal näher betrachtet, was die Magic Leap One wirklich auf dem Kasten hat.
Bildeindruck
Das Field of View der Magic Leap One ist etwas größer als das Blickfeld der HoloLens von Microsoft, allerdings ist auch bei der AR-Brille das Ende des Displays deutlich erkennbar. Das Design federt den negativen Eindruck zwar etwas ab, aber täuscht letztlich nicht über die Limitierung hinweg. So war beispielsweise unsere Zwille in Angry Birds nur selten zu sehen, da sie nicht innerhalb des Sichtfeldes lag. Bei mir entsprach das Sichtfeld in etwa einer Armlänge vor meinem Körper.
Die fein aufgelösten Hologramme sind bei normaler Beleuchtung leicht transparent, während sie bei niedriger Beleuchtung fast die komplette Umgebung bedecken. Durch das eigene Leuchten der digitalen Objekte verschmelzen die AR-Inhalte allerdings nie direkt mit der Umgebung, sondern wirken darin platziert. Dies trifft zwar auch auf die HoloLens sowie die Meta 2 zu, doch bei der Magic Leap One hätten wir hier mehr erwartet. Zudem ist auch mit der One ein natürliches Fokussieren nicht möglich und die Verwendung von zwei Fokusebenen wirkt aufgrund des deutlich sichtbaren Umschaltens eher störend als hilfreich.
Komfort und Akku
Die Magic Leap One setzt auf einen kleinen Rechner mit dazugehörigem Akku, der entweder am Gürtel befestigt oder in die Hose gesteckt wird. Dieser Rechner versorgt die Hardware mit den nötigen Daten, wodurch die Brille selbst, im Vergleich zur HoloLens, deutlich leichter ausfällt. Durch die wenigen Bauteile ist die Brille zwar leicht und komfortabel, doch den ganzen Tag über möchte man sie vermutlich dennoch nicht auf der Nase haben. Bei einer Akkulaufzeit von drei Stunden wird dies aber ohnehin schwierig. Praktischerweise kann der Akku jedoch auch während der Nutzung per USB-C-Port geladen werden. Angetrieben wird der kleine Rechner von zwei Denver 2.0 64-bit-Kernen, vier ARM Cortex-A57-64-bit Kernen und einer NVIDIA-Pascal-GPU mit 256 CUDA-Kernen.
Vorbildlich ist, dass Magic Leap verschiedene Pads beilegt, um die Brille möglichst gut an den Träger oder die Trägerin anzupassen. Eine Korrekturbrille kann mit der Magic Leap One jedoch nicht zeitgleich getragen werden. Dafür wird Magic Leap spezielle Korrekturlinsen für die AR-Brille anbieten.
Generell weist die Magic Leap One einen sehr hochwertigen Look auf und auch die Materialien fühlen sich gut an. Alle Geräte besitzen verborgene LEDs, welche erst durch das Leuchten sichtbar werden und dadurch einen tollen Effekt erzeugen. Vom optischen Design her könnte die Brille definitiv bereits so in den Verkaufsregalen liegen.
Tracking
Das Tracking der Magic Leap One funktioniert ordentlich und ist mit der HoloLens von Microsoft vergleichbar. Beide AR-Brillen erledigen hierbei einen sehr guten Job und können nicht nur ihre Umgebung erkennen, sondern auch Hände bzw. spezielle Gesten erfassen. Das System erkennt aktuell akkurat drei Finger, woraus sich viele mögliche Gestenkombinationen ergeben. Allerdings funktioniert das Tracking der Hände nur in einem kleinen Bereich direkt innerhalb des Sichtfelds.
Im Gegensatz zur Konkurrenz legt die Magic Leap One sogar noch eine Schippe drauf, denn sie kann sogar die Augen des Nutzenden tracken. Dies könnte besonders für Social AR interessant werden, falls dies zeitnah ein Thema wird. Außerdem gibt es bereits eine vorbereitete Cloud, welche genutzt werden könnte, um gescannte Räume mit diversen Brillen zu teilen.
Bei schnellen Bewegungen durch den Raum, können die platzieren AR-Inhalte hin und wieder etwas ruckeln, dies liegt an der Neuausrichtung. Hierbei ist die Magic Leap One auf Augenhöhe mit der HoloLens von Microsoft.
Controller
Wer nicht mit den Augen, dem Kopf oder den Händen agieren möchte, der kann stattdessen den beiliegenden 6DOF-Controller nutzen. Dieser wird magnetisch getrackt und ist meist nur minimal versetzt, was jedoch kein Beinbruch ist. Generell fühlt sich der Controller sehr hochwertig an, ist toll illuminiert und scheint das perfekte Eingabegerät für AR-Content zu sein. Der Controller stellt ein echtes Plus im Vergleich zu den Modellen der HoloLens oder Meta 2 dar. Insgesamt hält er ca. sieben Stunden und wird per USB-C geladen. Der Akku ist fest verbaut.
Software
Wer eine Magic Leap One kauft, den erwartet aktuell nur eine kleine Auswahl an Software. Im Store findet man Angry Birds und einen Shooter von Magic Leap, doch ansonsten herrscht noch Flaute. Wenn ihr also nicht selbst für die Magic Leap One entwickeln wollt, gibt es momentan noch keinen wirklichen Kaufgrund für die Brille.
Fazit
Die Magic Leap One ist die derzeit beste Mixed-Reality-Brille auf dem Markt. Doch leider blieb die erhoffte Revolution der Hardware aus und die Technologie ist noch nicht wirklich reif für Konsumenten.
Dennoch könnte Magic Leap eine spannende Zukunft vor sich haben, denn das Konzept ist bereits jetzt sehr gut, die Verpackung edel und einige Partner für Content sind auch schon gefunden. Wer Augmented-Reality-Inhalte entwickeln möchte, der sollte unbedingt einen Blick auf die Brille werfen. Wer stattdessen Produkte von Microsoft präferiert, der sollte mit dem Kauf bis zum nächsten Jahr warten, denn dann könnte bereits die HoloLens 2 erscheinen.
Ein besonderer Dank geht an Future Candy für das Bereitstellen der Brille! Future Candy ist eine Innovationsagentur aus Hamburg, die Euch für die Zukunft fit macht. Wenn auch ihr in eurer Firma unter anderem die neuesten VR-Brillen testen möchtet, dann meldet euch doch einfach einmal beim Unternehmen.