Während wir uns im Schneesturm die Zeit vertreiben, geht es in Barcelona schon wieder heiß her. Der MWC (Mobile World Congress) ist wieder gestartet und einige Smartphone-Hersteller haben im Vorfeld ihre neuen Flaggschiffe bereits vorgestellt. Ein auffälliger Trend sind weiterhin Doppelkameras auf der Rückseite, die besonders in Verbindung mit Googles Augmented Reality Framework ARCore interessant werden. Ein auffällig fehlender Trend: Mobile VR-Brillen.
Doppelkameras und ARCore im Fokus
Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, in denen jeder Smartphone-Hersteller versuchte, mit einer günstigen VR-Brille den potentiellen Kunden hinter dem Ofen hervorzulocken. Heute geht es um lustige AR-Fotos, möglichst viele Kameras auf kleiner Fläche und ein schickes Smartphone-Design, das manchem Hersteller wichtiger zu sein scheint als die Robustheit und die Funktionalität des mobilen Begleiters.
Die Pressekonferenz von Samsung war leider eher ein Slow-Clap-Event als das Abfackeln eines Freudenfeuerwerks. Die Spezifikationen waren bereits bekannt, die Kamera soll der Mittelpunkt unseres Lebens werden und kleine AR-Spielereien, die wir bereits in andere Varianten von Apple und Co. kennen, sollen uns den Alltag versüßen. Soweit so unspektakulär. Interessant an dem Event war jedoch, dass Samsung es vorzieht, einfache AR-Tricks zu zeigen, als die Vorteile des neuen Qualcomm-Prozessors für Virtual Reality und Augemented Reality in ausreichender Form darzustellen. Hier musste Qualcomm einspringen und einen entsprechenden Blog-Post zum S9 veröffentlichen.
Im Vorfeld zum MWC hatte Google bereits bestätigt, dass nun 13 Modelle vom ARCore unterstützt werden und das weitere Smartphones von Samsung, Huawei, LGE, Motorola, ASUS, Xiaomi, Nokia, ZTE, Sony Mobile und Vivo folgen werden. Auch wenn wir bisher nicht genau wissen, um welche Smartphones es sich dabei handelt, können wir vermuten, dass Google hierbei auf die neuen Flaggschiffe wie das Nokia 8, das Xperia XZ2, das Galaxy S9 und S9 Plus, das Mi Mix 2S und andere High-End-Geräte setzt. Wobei einige der bereits vorgestellten Smartphones mit dem brandneuen Snapdragon 845 ausgestattet sind, welcher spezielle VR-Features ermöglicht. Doch eine neue Brille, die diese Eigenschaften auch nutzbar macht, haben wir bisher nicht gesehen.
Auf der Messe rückt zwar AR mehr in den Mittelpunkt, scheint aber nur ein Feature zu sein, das die Hersteller als neu und bahnbrechend verkaufen wollen. In Wirklichkeit gibt es solche Anwendungen jedoch schon etwas länger, auch wenn sie mit der neuen Technologie immer besser werden. Eine echte Revolution sind die neuen Geräte also nicht – da müssen wir wohl auf Microsoft und Magic Leap warten. Solange vertreiben wir uns die Zeit mit brandheißen QR-Code-Controllern, lustigen Gifs, HDR-Displays um Lets Plays zu schauen und Zeitlupen. Zeitlupen machen alles besser. Vertraut mir.
Bei all dem Frust über mangelnde Innovationen sei jedoch gesagt: Diese Entwicklungen sind aktuell nur Wegbegleiter für eine AR-Welt durch kompakte Brillen. Könnten Entwickler nicht bereits heute mit ARCore und Co. experimentieren, wäre der zukünftige App-Support für beispielsweise die Magic Leap One spärlicher. Vermutlich gehört dies auch zur Strategie von Google, denn immerhin hat das Unternehmen bereits über 500 Millionen US-Dollar in das AR-Startup investiert, das in diesem Jahr endlich ein Kit für Entwickler und Enthusiasten veröffentlichen will.
Virtual Reality am Rande
Große VR-Ankündigungen auf dem MWC? Fehlanzeige. Doch wenn die Hersteller schon zu einer Messer fahren, dann haben sie zumindest auch ein paar VR-Produkte dabei, denn der Stand ist ohnehin bezahlt. So zeigt beispielsweise Lenovo derzeit auf dem MWC seine neue Mirage Solo Brille und die Mirage Kamera,
Lediglich HTC scheint stolz die VR-Flagge hoch zu halten und hat in Barcelona eine Neuauflage der Vive Tracker dabei. Die Vive Tracker 2.0 arbeiten mit dem SteamVR Tracking 2.0, doch ansonsten hat sich wenig an den kleinen Pucks verändert. Durch die neue Kompatibilität können die Tracker den vollen Funktionsumfang der neuen Lighthouse-Stationen nutzen, welche zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr erscheinen werden.
Zudem zeigt HTC erneut die HTC Vive Pro, aber nun mit dem angekündigten Wireless-Modul, das bisher nur mit der herkömmlichen Vive demonstriert wurde. Laut Road to VR funktioniert das System auf der Messer wohl zuverlässig, doch eventuell mit einer minimal spürbaren Latenz.
Einen kleinen weiteren Blick in die Zukunft gab es auf dem MWC 2018 aber auch: Varjo zeigte seinen aktuellen Prototypen mit einem Bionic Display. Zwar steht das Unternehmen noch ganz am Anfang mit seiner Entwicklung, aber genau solche Projekte schüren unsere Vorfreude auf eine virtuelle Zukunft.
Wie ist euer Eindruck von dem MWC 2018 bisher? Lassen euch die Vorstellungen kalt oder war die Messe der richtige Start in ein spannendes AR- und VR-Jahr?