Die Vive Focus von HTC gehört zu den Premium-Modellen der autarken Brillen. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona kann man das VR Headset aufsetzen. Ben Lang von Road to VR hat das gemacht und berichtet ausführlich von seinen Eindrücken. Zudem bestätigt HTC gegenüber dem Redakteur, dass die Vive Focus die gleichen Linsen und Displays verwendet wie die angekündigte Vive Pro.
HTC Vive Focus: Bildqualität überzeugt
Eine höhere Auflösung ist eine der Hauptforderungen an VR-Brillen – besonders der Fliegengittereffekt springt bei der ersten Generation von VR-Brillen wie der HTC Vive und Oculus Rift störend ins Blickfeld. 1200 x 1080 Pixel stehen bei den PC-Brillen pro Auge zur Verfügung, mit einer neuen OLED-Display-Generation steigt diese auf 1600 x 1440. Als erstes VR-Headset im Westen bietet die Samsung Odyssey diese Auflösung, in China ist in diesem Jahr seit Januar die autarke Brille Vive Focus mit der hohen Pixeldichte erhältlich. Ben Lang von Road to VR konnte die autarke Brille in Barcelona nicht nur ausprobieren, sondern bekam von HTC die Bestätigung: Die angekündigte PC-Brille Vive Pro wird die gleichen Linsen und Displays verwenden wie die Vive Focus.
Im Hands-on bescheinigt der Redakteur dem autarken Headset eine sehr gute Bildqualität, die fast identisch mit der Vive Pro sei. Unterschiede gibt es allerdings in der Bildwiederholrate: Die Vive Focus schafft 75 Bilder in der Sekunde, die Vive Pro 90 Bilder. Der Fliegengittereffekt sei zwar noch sichtbar, aber weit weniger störend als bei anderen Headsets, berichtet Lang. Subpixel konnte der Redakteur nicht erkennen. Einige Probleme bleiben, mit der die HTC Vive schon zu kämpfen hatte. Durch den erneuten Einsatz von Fresnel-Linsen treten in bestimmten Situationen störende Lichtreflexionen („god rays“) auf.
Tracking: Hui und Pfui
Mit seinem Inside-Out-Tracking über zwei Kameras auf der Vorderseite bietet die Vive Focus Roomscale-Erfahrungen. Wie im Flugreise-Bericht der Kollegen von Engadget schon festgstellt, arbeitet das Tracking ziemlich gut – außer bei Start und Landung im Flieger. Lang bestätigt nun das solide Tracking unter normalen Umständen. Ganz anders sieht es beim Controller aus, der nur mit drei Freiheitsgraden verfolgt wird und damit auf dem Niveau der Controller von Daydream und Samsung Gear VR liegt. Anwender mobiler Lösungen kennen zudem das Problem, dass man nach einiger Zeit neu kalibrieren muss, weil sich die Position des Controllers in der VR verschiebt. Extrem fiel das im Hands-on bei der Vive Focus auf, Lang musste demnach jede Minute den Controller neu kalibrieren.
Hardware: Gut für Filme, Preisfrage
In der Vive Focus kommt ein Snapdragon 835 zum Einsatz und damit das ehemalige Spitzenmodell von Qualcomm. Die neue auf dem MWC 2018 vorgestellte Smartphone-Generation wie das Galaxy S9 haben den Nachfolger-SoC Snapdragon 845 an Bord, der rund 30 Prozent mehr Leistung bringt. Problematisch bei der Vive Focus: Die hohe Display-Auflösung benötigt nicht nur ein mehr an Rechenleistung, sondern auch angepasste Apps. Während die Home App von HTC die höhere Auflösung ausnutzt, war das beim getesteten Spiel nicht so. Hier sind die Entwickler gefordert, ihre Software anzupassen. Für Filme und 360-Grad-Videos ist die Vive Focus hingegen bestens geeignet, auch dank passender Player-Software und dem von Lang bestätigten guten Tragekomfort der Brille.
Wie schon bei der Mirage Solo stellt Lang am Ende die Preisfrage: Für wen ist das autarke Headset eigentlich gedacht, welcher Konsument blättert einen so hohen Betrag für die VR-Brille hin? Umgerechnet kostet die Vive Focus in China rund 635 US-Dollar (inklusive Steuern). Eine Killer-App sieht der Redakteur nicht, jedoch verweist der HTC-China-Präsident Alvin Wang Graylin auf Bigscreen, das bald für mobile VR-Brillen erscheinen soll. Die App ermöglicht es, gemeinsam mit anderen in der VR beispielsweise Filme zu sehen und erfreut sich großer Beliebtheit.
Ob die Vive Focus überhaupt außerhalb des chinesischen Heimatmarktes erscheint, steht derzeit noch offen. HTC will die Veröffentlichung im Westen vom Erfolg des Headsets in China abhängig machen.
(Quelle: Road to VR)