Mit NuVision versetzt RetinaVR GearVR Besitzer in das Jahr 2023. Augmented Reality hat den Alltag erobert und ist zum festen Bestandteil der Welt geworden. Laut der Beschreibung die man im Oculus Store finden kann, soll NuVision sowohl als interaktiver Film als auch als Erkundungsspiel verstanden werden. Ob RetinaVR dieses Versprechen erfüllt, erfahrt ihr im folgenden Test.
Wilkommen in der NuVision
Noch vor Spielstart lässt NuVision seine Muskeln spielen. Statt in einem drögen Startmenü befindet sich der Spieler in einer voll modellierten Wohnung, die beinahe fotorealistisch wirkt. Im Gegensatz zu anderen 360°-Aufnahmen bekommt man einen direkten Eindruck von der Plastizität der Umgebung – statt nur auf eine flache Fotowand zu starren.
Dass das Spiel diesen Eindruck durch die Bank weg halten kann, sei schon einmal vorab verraten. Generell sind auch Grafik und Präsentation die größte Stärke des Spiels. Ohne genauere Erklärungen wird der Spieler beim Start direkt in eine Art Cyberspace geworfen, in welchem er sich durch das Ansehen eines Kamerasymbols in die Überwachungskamera einer fremden Wohnung einhacken kann. Schnell wird klar, dass wir uns aus irgendeinem Grund stark in die Privatssphäre eines Unbekannten schleichen.
Beginnend mit einer kurzen Überwachungsszene, welche noch über ein einfaches Videofenster stattfindet, dringen wir schnell noch tiefer in den persönlichen Bereich des Protagonisten ein. Dieser setzt sich dabei eine Art Kontaktlinse ein, welche ihm Zugang zur Augmented Reality verschafft. Ab diesem Zeitpunkt sehen wir die Welt aus seinen Augen.
Ich sehe das, was du auch siehst
Und das sieht auch wirklich fantastisch aus! Die Umgebung wurde zuvor mit einer 360°-Kamera aufgezeichnet. Blickt man allerdings im Spiel nach unten, sieht man jedoch überflüssigerweise noch das Stativ der Kamera. Die Schauspieler hingegen bewegen sich während des Spielgeschehens weiter. Allerdings hat man, wie bereits im Hauptmenü, jedoch nicht das Gefühl in einer Kugel zu sitzen, auf welche ein Film projiziert wird. Tatsächlich bekommt man schnell ein Gespür für die Haptik des Raumes – dieses Mittendrin-Gefühl erzeugt NuVision wie kaum ein anderer Film.
Aber das ist auch das größte Problem des Spiels: Es ist kaum mehr als ein Film. Zwar bekommen wir am Anfang Zugriff auf die E-Mails des Protagonisten. Von diesen können wir jedoch nicht mehr lesen als den Betreff. Selbst als uns das Spiel dazu auffordert unser Date zu bewerten, kann der Spieler nicht selbstständig eine Bewertung abgeben. Man fühlt sich das ganze Spiel hindurch wie ein stummer Beobachter. Zwar wirkt die Prämisse interessant, aber wir haben bis zum Ende der knapp zehn minütigen ersten Folge noch keine wirkliche Ahnung, worum es in dem Spiel eigentlich gehen soll. Und als es spannend wird, bricht die Folge im entscheidenden Moment ab.
Technik hui, Gameplay pfui
Alles in allem wirkt NuVision wie eine sehr ausgereifte Techdemo. Für ein Spiel fehlt jedoch eindeutig irgendeine Art von Interaktion, die über ein einfaches Umherschauen hinaus geht. Eine Art Telltale-Adventure mit Entscheidungsmöglichkeiten würde sich hier geradezu anbieten und würde als Gameplay-Elemente schon genügen, um ein interaktiver Film zu sein. Das würde in der Spielwelt jedoch keinen Sinn machen, da man sich schließlich nur als Beobachter auf die Netzhaut des Protagonisten setzt. Dennoch wäre irgendeine Art der Interaktion angemessen, da man sich sonst seltsam entmachtet fühlt.
Da NuVision in Episoden erscheinen soll kann RetinaVR natürlich noch ein wenig an der Gameplayschraube drehen. Es wäre schade, wenn die fantastische Engine nur zu einem Showcase verkommen würde.
Fazit
NuVision funktioniert als Showcase und ist toll um anderen Menschen VR zum ersten Mal zu zeigen. Leider hinken Gameplay und Story noch stark hinterher. Hier muss die zweite Episode zeigen, was wirklich in dem Spiel steckt. Aber als kostenlose Erfahrung kann man es durchaus mal mitnehmen. Nur wer ein wirkliches Spiel erwartet, wird enttäuscht.
- Interessantes Konzept
- keine Interaktionen möglich
- sehr kurze Spielzeit