Pimax konnte im letzten Jahr viel Aufmerksamkeit erzeugen, denn das Unternehmen versprach über Kickstarter eine 8K VR-Brille mit einem Field of View von 200 Grad. Bereits während unserer Demo auf den VR Days in Amsterdam hinterließ die Brille einen sehr gemischten Eindruck und die CES 2018 wirft ebenfalls kein besseres Licht auf das kommende Produkt.
Pimax 8K: Extreme Erwartungen
Egal wie man es dreht und wendet: Pimax hatte während der Kickstarter Kampagne im letzten Jahr viel versprochen und den potentiellen Kunden das Headset so schmackhaft gemacht, dass es das Unternehmen schwer haben wird, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Dieser Hype kam jedoch nicht von außen, sondern wurde gezielt über die 8K-Bezeichnung erreicht, welche ohnehin etwas irreführend ist. Zudem ist noch nicht klar, wie gut sich unangepasste Spiele tatsächlich mit der Brille spielen lassen, denn das Field of View ist deutlich größer als bei den Konkurrenzprodukten.
Ungelöste Probleme bei der Pimax 8K
Wie Ben Lang von Road to VR berichtet, soll der Prototyp auf der CES 2018 Probleme bei Kopfbewegungen gezeigt haben. So war das Bild im hauptsächlichen Sichtbereich akkurat, doch die Ränder bewegten sich nicht exakt mit und seien zudem verschwommen gewesen. Auch wenn diese Probleme nur die Ränder des Sichtbereiches betreffen, soll der Bildeindruck unter der uneinheitlichen Darstellung leiden. Zudem scheint der aktuelle Prototyp keine funktionierende Mura Correction zu besitzen, was zu einem weniger klarem Bild führt. Aktuell funktioniert die Brille lediglich mit 80Hz anstatt der versprochenen 90Hz, das Tracking zeigte auf CES große Schwächen.
Inzwischen hat sich auch Pimax zu den Problemen auf der CES geäußert und das Unternehmen räumt ein, dass der Prototyp auf der CES unausgereift war. Man habe die meisten Probleme bereits lösen können und auch das Tracking soll bei der ausgelieferten Brille akkurat funktionieren.
Die Frage, die sich hierbei natürlich stellt, ist, warum der Hersteller einen Prototyp mit diesen Schwächen auf der CES präsentiert, wenn diese angeblich einfach und schnell zu beheben seien. Der einst gesetzte Zeitplan war vermutlich viel zu eng gesetzt, doch die Entwickler hätten sicherlich auch nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet. Immerhin wurden alle Stretch Goals erreicht und das Unternehmen stand quasi über Nacht vor einer gewaltigen Aufgabe.
Außenseiter als Chance
Pimax entwickelt zwar nicht erst seit gestern VR-Brillen, doch im Vergleich zu HTC, Oculus, Samsung und Co. spielt das Unternehmen in Europa eine untergeordnete Rolle. Dementsprechend konnte Pimax auch über eine Kickstarter-Kampagne für Aufmerksamkeit sorgen, die große Versprechen machte: 90Hz, 8K und 200 Grad Field of View! Natürlich spitzt da jeder VR-Nerd sofort die Ohren, doch die Frage, die man sich stellen sollte, ist eher, warum Pimax eine solche Brille entwickeln kann und die Konkurrenz nicht.
Die Antwort ist gar nicht so kompliziert, denn prinzipiell gibt es keinen Grund, warum HTC und andere Hersteller nicht eine ähnliche Brille veröffentlichen könnten. Doch eine VR-Brille ist technisch derzeit halt ein Kompromiss und Virtual Reality ist mehr als die Summe der augenscheinlichen Spezifikationen. Das Tracking muss perfekt sein, das Bild muss klar und sauber sein und auch die Software muss mit allen Komponenten harmonieren und die Informationen zusammenführen. Reine Daten spielen bei VR-Brillen eine deutlich geringere Rolle als bei Monitoren oder TV-Geräten.
Dementsprechend könnte die Konkurrenz locker eine ähnliche Brille zusammenbauen, doch es gibt Gründe, warum sie dies nicht tut. Beispielsweise ist ein extrem hohes Field of View oder eine extrem hohe Auflösung ein großer Kompromiss, wenn dafür die Klarheit, Helligkeit und Konsistenz des Bildes leiden.
Doch da Pimax noch keine finale Brille ausgeliefert hat, kann das Unternehmen durchaus noch die Kurve kriegen. Immerhin kann die im Verhältnis kleine Unternehmensgröße auch für schnelle Entscheidungen sorgen und zudem zielt Pimax mit seiner Brille auch auf eine kleinere Zielgruppe mit sehr potenter Hardware ab (mindestens GTX 980/1070) – einer Zielgruppe, die Oculus und Co. eventuell zu klein für eine eigene Brille wäre. Bei der 8K-X-Version muss sich Pimax sogar nur um Besitzer einer GTX 1080 Ti kümmern, denn nur diese können das VR-Headset mit der nativen Auflösung bespielen – wenn überhaupt. Bei der Pimax 8K wird das Bild hochskaliert.
Es besteht also durchaus Hoffnung, dass Pimax uns Unterstützer nicht enttäuschen wird. Gleichzeitig sollte man aber nicht vergessen, dass es sich um ein Kickstarter-Produkt handelt. Verzögerungen, Startschwierigkeiten und eventuell kleinere Ecken und Kanten in der Hardware oder der Software sind nicht unüblich. Es macht halt einen Unterschied, ob man ein Produkt im Einzelhandel oder bei Kickstarter „kauft“. Derzeit ist nicht klar, ob letztlich die HTC Vive Pro oder die Pimax-8K-Brille die überzeugendere VR-Brille für den PC in der ersten Hälfte des noch frischen Jahres wird.