Die Regisseurin des genialen Surferstreifens Gefährliche Brandung und des Oscargewinners The Hurt Locker sowie ein James Cameron vor dem Avatar-Desaster, taten sich für Strange Days zusammen und verarbeiteten mit diesem ambitioniertem Sciencefiction-Film die Geschehnisse der jungen Vergangenheit.
Strange Days spielt im nahen Jahr 1999, kurz vor der Jahrtausendwende hat sich Los Angeles zu einer dystopischen Variante seiner selbst entwickelt, mit einer neuen Technologie lassen sich mittels eines Headsets, dem so genannten SQUID, die Erinnerung und Emotionen von Menschen aufzeichnen und abspielen. Der Film erzählt die Geschichte von Lenny Nero, einem ehemaligen Polizisten der LAPD, der jetzt mit illegalen Aufzeichnungen dieser Art dealt. Eines Tages erhält er die Aufnahme eines Mordes an einer Prostituierten. Er beginnt zu ermitteln und wird immer tiefer in einen Sumpf aus Gewalt, Erpressung und Rassendiskriminierung hineingezogen.
Die Idee für dieses Drehbuch hatte James Cameron als er die Unruhen in Los Angeles im Jahr 1992 verfolgte und er verarbeitet in Strange Days die Vorgänge um den Rodney King-Prozess. Was bereits ein gewaltiges Thema für einen Film wäre, wird ergänzt um die Thematik von Datensicherheit, Medienkritik, dem Anspruch ein guter Action-Film zu sein und eine Liebes-Geschichte zu erzählen. So muss sich Strange Days bisweilen den Vorwurf machen lassen, dass er zwischen den verschiedenen Inhalten und Ansprüchen schwankt, ein äußerst unterhaltsames Werk ist es dennoch geworden. Ralph Fiennes spielt Lenny als verlorenen und liebenswürdigen Taugenichts, er verleiht seiner Figur eine Tiefe, die dazu führt, dass man nicht umhin kann auf eine Rettung zu hoffen und sich wirklich fragt, wie der gleiche Mann Jahre später so überzeugend diabolisch “eine normale Waffe, für einen normalen Mann” fordern kann. Sein weiblicher Gegenpart wird gespielt von Angela Bassett, sie spielt die Rolle der Lornette Mason und gibt den geerdeten Gegenpol zum rastlosen Lenny – in einem Film voller guter schauspielerischen Leistungen sticht sie heraus, ist sie es die dem spiellaunigen Fiennes ein wenig die Show stiehlt. Ihrer Leistung wurde sogar ein musikalisches Denkmal gesetzt, das berühmte namensgebene Sample von Fatboy Slims Hit “Right here, right now” entstammt einen Dialog zwischen ihr und Lenny
Das Los Angeles in Strange Days vermittelt eine ungeheuer intensive Grundstimmung, Kathryn Bigelow hat ein Talent dafür eine große Intensität zu vermitteln und enttäuscht auch hier nicht. Unzufrieden mit bestehender Kameratechnik ließ sie kleinere und leichtere Steadycams entwickeln, die vom Kameramann leicht getragen werden konnten, diese Kameras wurden für viele Actionsequenzen in Hollywood zum Standard. Bigelow nutze sie für die Darstellung der SQUID-Aufnahmen und zieht den Zuschauer so noch tiefer in die erschreckenden Mordszenen hinein. Diese Technik ist jedoch nicht das einzige Vermächtnis des Films. Gewaltige Starpower vor und hinter der Kamera verhießen volle Kinokassen, doch steht den Produktionskosten von 42 Mio. Dollar nur ein mageres Boxoffice-Ergebnis von knapp 9 Millionen gegenüber – Strange Days war, obwohl positiv von den Kritikern aufgenommen kommerziell ein Flop. Glücklicherweise beschädigte dieser finanzielle Fehlschlag die Karrieren der Macher nicht nachhaltig, das sollte der männliche Part dieses Duos später ganz allein erledigen. Vielleicht war die zeitliche Nähe des brisanten Inhaltes des Films, zu den Unruhen in Los Angeles verantwortlich für den Misserfolg von Strange Days, knapp 20 Jahre später ist er ein äußerst unterhaltsamer Film der zeigt, wie schnell Geschichte vergessen werden kann.