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Was hilft gegen Motion Sickness in VR?

Motion Sickness in VR

Viel Spaß!

Schwindelgefühle und Übelkeit können dem VR-Erlebnis schnell ein jähes Ende setzen: Motion Sickness ist ein Phänomen, welches den Spielspaß schnell trüben kann. Doch muss man als Betroffener deshalb das VR-Headset nun für immer zur Seite packen, oder besteht noch Hoffnung auf Besserung? Hier erfahrt ihr, was Motion Sickness ist, wie sie entsteht und mit welchen Methoden VR-Entwickler derzeit versuchen, sie zu reduzieren.

Was ist Motion Sickness und wie entsteht sie?

Der Begriff “Motion Sickness” ist kein reines VR-Phänomen und steht für Reisekrankheit. Die meisten haben die Reisekrankheit schon einmal zu spüren bekommen, wenn sie versucht haben auf einer langen Autofahrt ein Buch zu lesen. Während dabei am Rande des Blickfeldes die Landschaft und andere Autos vorbeiziehen, versucht sich das Auge auf einen festen Punkt im Buch zu fixieren – das führt dazu, dass einem schlecht wird. Diese Problematik lässt sich in den virtuellen Welten übertragen, denn ähnlich wie beim Lesen im Auto wird das Gehirn beim Aufenthalt in einer virtuellen Realität mit widersprüchlichen Informationen verwirrt: Das Auge nimmt eine Bewegung wahr und gibt diese an das Gehirn weiter, während die Flüssigkeit in den semizirkulären Kanälen des Innenohrs, die eigentlich dafür zuständig ist, Körperbewegung zu registrieren, keine Bewegung wahrnimmt. Diese widersprüchlichen Informationen sorgen dafür, dass das Brechzentrum im Gehirn davon ausgeht, man halluziniere oder wird vergiftet. Dementsprechend kämpft der Körper dagegen an und versucht durch Erbrechen, mögliche Gifte schnellstmöglich wieder loszuwerden. Hohe Latenzen, aber auch stark wechselnde Bildraten sorgen dafür, dass das VR-Erlebnis durch Symptome wie Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Schwindel und Übelkeit vermiest wird. Einer Studie zufolge betrifft Motion Sickness übrigens überwiegend Frauen.

Was tun, um Motion Sickness zu reduzieren?

Um den Kopf bei Motion Sickness nicht gleich in den Sand stecken zu müssen, gibt es verschiedene Dinge, die man ausprobieren kann, um diese zu reduzieren:

Konstantes Tempo und Fixpunkte suchen

Während unser Innenohr besonders empfindlich auf Geschwindigkeitsveränderungen reagiert, sorgt ein konstantes Tempo selten für Probleme. Deshalb hilft es, auf Drehungen und Sprünge zu verzichten und statt dessen möglichst auf eine konstante Vorwärtsbewegung zu setzen. Lassen sich Drehungen nicht vermeiden, kann es helfen, sich währenddessen auf einen festen Punkt zu fixieren. Dementsprechend können auch feste Spielgegenstände wie ein Cockpit als Fixpunkt dienen und dabei helfen, Motion Sickness zu reduzieren.

Es langsamer angehen lassen

Bewegungen, die denen im echten Leben ähneln, sorgen seltener für Motion Sickness. Der Grund dafür ist der, dass sich unser Gehirn mit Bewegungen schwer tut, die mit dem in Konflikt stehen, was es eigentlich erwartet. So sorgt es für Unwohlsein, wenn wir beispielsweise vorwärts laufen, aber dabei zur Seite schauen. Deshalb kann es bereits helfen, sich immer nur in die Richtung zu bewegen, in die man blickt. Darüber hinaus hilft es, die Geschwindigkeit rauszunehmen und das Spiel so langsam wie möglich zu spielen.

Pausen einlegen

Eine erste Hilfe Maßnahme bei Motion Sickness ist es, die Augen zu schließen, wenn die Kamerabewegung nicht mit der Kopfbewegung übereinstimmt. Sobald man anfängt, sich merkwürdig zu fühlen, sollte jedoch eine Pause eingelegt werden. Doch das ist noch kein Grund, dauerhaft das Handtuch zu werfen, denn die Bewegungskrankheit kann sich auch mit der Zeit abbauen. Wichtig ist es, entspannt heranzugehen und nichts erzwingen zu wollen. Darüber hinaus sollte natürlich immer sichergestellt werden, dass das VR-Headset richtig kalibriert ist.

Neue Rendermethode gegen Motion Sickness

Eine Möglichkeit, das Motion-Sickness-Problem dauerhaft zu reduzieren, könnte darin liegen, das Sichtfeld zu begrenzen. Daran arbeiten jedenfalls derzeit zwei Ingenieure der Columbia Universität, die in ersten Studien gute Ergebnisse erzielen konnten. Dabei soll ein Algorithmus ermitteln, zu welchem Zeitpunkt das Sichtfeld wie stark eingeschränkt werden muss, damit die Motion Sickness verhindert werden kann, das Präsenzgefühl aber trotzdem nicht gestört wird.