Xiaomi ist bekannt für hochwertige Produkte, die nicht unbedingt teuer sein müssen. Der Hersteller bedient sich dabei gerne bei den Ideen von anderen Unternehmen und versucht diese Tatsache auch nicht zu verheimlich. Ärgerlich ist, dass wir in Deutschland häufig nur schwierig an die Produkte von Xiaomi gelangen können. Mit dem MI VR Headset hatte das Unternehmen eine Virtual Reality Brille für Smartphones vorgestellt, welche einen Controller wie das Daydream System von Google bietet, einen technischen Aufbau wie die Samsung Gear VR vorweisen kann und die Halterung des PSVR Headsets übernommen hat. Doch kann diese Mischung funktionieren?
MI VR im Test
Das MI VR Headset kommt in einem schlichten Karton und darin befindet sich das Headset und der passende Controller. Das Headset setzt auf eine Halterung, wie wir sie vom PlayStation VR Headset kennen. Der große Unterschied ist aber, dass das Display nicht frei beweglich ist. Somit sitzt das Display immer in einem festen Abstand zur Halterung und dieser Umstand macht das Aufsetzen des Headsets weniger komfortabel. Zum Ausgleich hat Xiaomi dem Headset eine Möglichkeit zum hochklappen spendiert. Wenn man den Dreh raus hat, dann lässt sich das Headset mit dieser Funktion komfortabel aufsetzen. In Sachen Komfort liegt das PSVR Headset dennoch eine ganze Nase vor dem MI VR, denn es sitzt einfach besser am Kopf und das Polster beim PSVR Headset ist deutlich dicker. Außerdem dient die Hochklapp-Funktion auch nur dem leichteren Aufsetzen. Die Halterung rastet nicht an einem bestimmten Punkt ein und somit kann man das Headset nicht hochklappen und für eine Weile in dieser Stellung lassen. Ein kurzer Blick in die echte Welt ist dennoch möglich.
Im MI VR Headset sind Sensoren für das Tracking verbaut (kein Positional Tracking) und ein Button zum Verwenden von einfachen Inhalten. Außerdem erkennt ein Näherungssensor, wann ihr die Brille wirklich auf der Nase habt. Wenn ihr das Headset absetzt, dann geht das Display aus und der Akku wird geschont. Hier hat man sich also frei bei der Gear VR bedient. Doch das Headset weist noch eine weitere Parallele zur Gear VR auf. Die MI VR Brille ist mit dem Note 2, Mi 5s, Mi 5s Plus und Mi 5 kompatibel. Damit auch alle Geräte in die Brille passen, hat sich Xiaomi an dem beweglichen USB-Port von Samsung orientiert und diesen übernommen.
Der kleine Controller kann seine Ausrichtung erkennen, aber die Position im Raum wird nicht getrackt. Der Controller ist also eine Nachbildung des Controllers für Google Daydream. Im Test haben aber nur wenige Spiele den Controller richtig verwendet und deshalb besteht hier noch Nachholbedarf. In den Menüs steuert ihr weiterhin mit dem Blick und auch viele Spiele setzen auf den Blick als Eingabemethode. Bestätigen könnt ihr die Auswahl aber über den Controller, wodurch er wie die Fernbedienung für die Oculus Rift agiert. Die Verarbeitung des Controllers ist in Ordnung, aber der Daydream Controller vom Daydream View Headset kam uns etwas hochwertiger vor.
Software
Was ist eine VR Brille ohne passende Software? Xiaomi ist sich diesem Problem bewusst und deshalb gibt es auch bereits einen eigenen Store, welcher spezielle Inhalte für das MI VR Headset bietet. Im Store befinden sich bereits Klassiker wie Darknet und es stehen auch einige Spiele bereit, von denen wir bisher nie etwas gehört hatten. Das Angebot ist sehr durchwachsen, doch dieses Problem kennen wir auch von der Konkurrenz. Bei einigen Anwendungen kam es aber mit dem MI 5 auch zu Problemen bei der Performance. Ob die Performance bei einem anderen Smartphone besser ist, können wir leider nicht einschätzen.
Doch die Spiele sind nicht wirklich das Problem des Headsets, sondern der Store selbst ist ein Problem.
Aktuell steht der MIUI VR Store nur mit chinesischen Schriftzeichen zur Verfügung. Es gibt keine Option um die Sprache zu ändern. Somit müsst ihr entweder Mandarin lernen, auf Spiele mit verschiedenen Sprachen setzen (und die Sprache im Menü finden) oder auf ein Update von Xiaomi hoffen. Aktuell ist die Arbeit mit dem Store eine Qual und auch für die Installation des Stores musste zuvor eine neue Firmware manuell installiert werden, da diese für unser Smartphone nicht als automatisches Update verfügbar ist. Die Einrichtung war also sehr langwierig und auch jetzt haben wir noch ein paar kleine Probleme. So lassen sich die Anwendungen häufig nicht direkt installieren. Wir müssen das Spiel im Store auswählen und anschließen die Datei manuell installieren. Wenn alle Dateien installiert sind, dann kann die Anwendung aber wie gewohnt über das Interface in der VR Brille gestartet werden.
Bildeindruck
Xiaomi setzt mit dem MI VR auf einen Support von vier verschiedenen Smartphones. Leider besitzt aber keines der Smartphones ein OLED Display. Somit schafft das System leider kein Low Persistence und das Bild verschmiert bei Kopfbewegungen. Dieser Umstand macht den positiven Eindruck kaputt.
Das Field of View, die Helligkeit und das Tracking sind auf Augenhöhe mit der Samsung Gear VR oder dem Google Daydream View. Der Patzer beim Display ist aber so nervig, dass der Spaß beim Spielen doch sehr stark leidet. Natürlich ist das MI VR dennoch deutlich besser als eine Cardboard-Lösung, doch in Sachen Bildqualität kann das Headset nicht in der ersten Liga mitspielen. Wir hoffen, dass Xiaomi dieses Problem mit den kommenden Smartphones beheben wird.
Fazit
Aktuell bekommt man das Xiaomi MI VR für ca. 70 Euro und die kompatiblen Smartphones sind bereits für unter 300 Euro erhältlich. Xiaomi schafft also einen günstigen Einstieg in die VR Welt, doch der Store ist aktuell leider nur für Menschen zugänglich, die chinesischen Schriftzeichen lesen können. Auch wenn das Headset in vielen Bereichen punktet, so vermissen wir schmerzlich ein OLED Display und hoffen, dass Xiaomi hier noch nachbessern wird. Mit einem OLED Display bräuchte sich die Brille nicht vor der Gear VR oder dem Daydream View zu verstecken. Mit den derzeitigen Displays verpasst Xiaomi aber diese Chance und die MI VR Brille kann der Konkurrenz nicht den Rang ablaufen.
(Die MI VR Brille wurde uns von GearBest für diesen Test zur Verfügung gestellt)
- bequem
- inkl. Controller
- nur spezieller Store abrufbar
- ohne OLED kein Low Persistence möglich (vom Smartphone abhängig)